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Whistleblower Séralini gewinnt Rechtsstreit

(21.12.2015 +++Update am 11.12.2017+++) Es ist ein klares Votum für die unabhängige Forschung an gentechnisch veränderten Pflanzen und glyphosat-haltigen Mitteln wie RoundUp: Der Wissenschaftler Gilles-Éric Séralini konnte sich vor Gericht erfolgreich gegen eine Diffamierungskampagne von Gentechnik-Befürwortern zur Wehr setzen.

Das Oberste Gericht in Paris hat in einem Verleumdungsprozess Professor Marc Fellous, den ehemaligen Vorsitzenden der Französischen Kommission für Biomolekulartechnik wegen »Fälschung« und »der Verwendung von Fälschungen« verurteilt. Fellous wollte Séralinis Ruf erwiesenermaßen mit erfundenen Behauptungen in den Dreck ziehen.

Die Französische Kommission für Biomolekulartechnik ist für ihre positive Einstellung zu gentechnisch veränderten Organismen bekannt. Die Kommission ist dafür verantwortlich, dass in Frankreich eine Reihe verschiedener genmanipulierter Pflanzen als sicher eingestuft und für den Verzehr zugelassen wurden.

Tierversuche unseriös

Eigentlich sollte bei der Zulassung von Gentechnik und Pestiziden eine unabhängige Bewertung durch die Behörden erfolgen. Dem ist aber nicht so: Weil die behördliche Zulassungspraxis sich häufig fast ausschließlich auf industriefinanzierte Studien verlässt, ist unabhängige Forschung besonders wichtig. Einer der Pioniere in diesem Bereich ist der Molekularbiologe Gilles-Éric Séralini mit seinem Team.

Im Juli berichteten wir darüber, dass Séralini einen Skandal aufdecken konnte: Völlig überzüchtete Ratten, die in Käfigen leben und mit Pestiziden und Schwermetallen belastetes, oft auch genmanipuliertes Futter bekommen, neigen zu Krankheiten. Genau unter diesen Bedingungen finden jedoch die Versuche statt, die die Unbedenklichkeit von Gentechnik und Giften in Futtermitteln bestätigen sollen. Doch wenn das "normale" Futter, das die Vergleichsgruppen bekommen, ebenso belastet ist wie das neue Futtermittel, dessen Risiko eingeschätzt werden soll, dann ist der Vergleich wenig aussagekräftig.

Verleumdungsversuche

Unmittelbar nach der Veröffentlichung einer vielbeachteten Studie über die Langzeitwirkung des Pestizids RoundUp und einem RoundUp-resistenten Mais im Jahr 2012 kam es zu schweren Anschuldigungen und persönlichen Angriffen gegen Professor Séralini. Die Attacken halten bis heute an. Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und das Bundesinstitut für Risikosicherheit (BfR) kritisierten die Studie und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen.

Doch das BfR steht wegen seiner industriefreundlichen Risikobewertung von Glyphosat ohnehin bereits stark in der Kritik – von Umweltverbänden wie auch führenden WissenschaftlerInnen. Und auch das BVL erntete in diesem Jahr Kritik, weil es dem kanadischen Konzern Cibus voreilig die Aussaat einer mit neuen Gentechnik-Methoden hergestellten Rapssorte erlaubte.

Whistleblower-Preis

Séralini ließ sich von den Verleumdungen in den letzten Jahren nicht verunsichern und publizierte weitere Studien zu Glyphosat, Roundup und Gentechnik. Wegen seines unermüdlichen Einsatzes und seiner absolut wichtigen Forschungsarbeit wurde Séralini deshalb zurecht mit dem Whistleblower-Preis 2015 ausgezeichnet. 

+++ Update: Monsanto Papers enthüllen von Monsanto gelenkte Leserbriefeflut +++

Der US-amerikanische Konzern Monsanto hatte bei den Diffamierungen gegen Séralini seine Finger mit im Spiel. Dies wurde im November 2017 öffentlich, nachdem eine neue Veröffentlichung aus den sogenannten Monsanto Papers erschien.

Es ging dabei um eine Veröffentlichung Séralinis aus dem Jahr 2012. Es handelt sich um eine Langzeit-Fütterungsstudie an Ratten, welche den gentechnisch veränderten Mais NK603, der resistent gegen das Glyphosat-haltige Pestizid Roundup ist, als Futter bekamen. Wahlweise wurde der Mais auf dem Feld mit Roundup gespritzt oder eben nicht, um zu unterscheiden ob die auftretenden gesundheitlichen Effekte von Roundup oder dem gentechnisch veränderten Mais stammen.

Diese Studie wurde vom Fachmagazin, in dem die Studie ursprünglich veröffentlicht worden war, zurück gezogen. Die Begründung lautete, dass eine Flut an Leserbriefen eingegangen sei, welche die Methodik der Studie in Zweifel zögen. Doch diese Leserbriefeflut war gelenkt und geleitet von Monsanto, in Zusammenarbeit mit dem damaligen Chefredakteur des Fachmagazins. Monsanto wollte damit gezielt eine der Studien aus dem Verkehr ziehen, die zwei seiner Produkte angreifen – den gentechnisch veränderten Mais und das Pestizid Roundup.

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