
(29. Mai 2017) Beim Prozess der Wiederzulassung von Glyphosat reiht sich ein Skandal an den anderen. Derweil will die EU-Kommission das Totalherbizid für zehn weitere Jahre zulassen.
Erst letzte Woche wurde bekannt, dass der umstrittene US-Beamte Jess Rowland an einer Telefonkonferenz der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA teilgenommen hatte und die Bewertung einer Studie über Krebs bei Mäusen beeinflusst hat. Das Pikante dabei: Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens in den USA wurde öffentlich, dass Rowland sich als Mitarbeiter der Umweltbehörde EPA in E-Mails an Monsanto damit brüstete, einen Prozess zur Bewertung von Glyphosat vom Gleis genommen zu haben.
Gestern wandte sich nun Prof. Dr. Christopher Portier an den Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker. Der Toxikologe war in jüngeren Jahren unter anderem der Chef der Behörden für Umweltgesundheit und toxische Substanzen in den USA. In seinem Brief wirft er dem deutschen Bundesinstitut für Riskobewertung (BfR) vor, in acht Studien signifikante Hinweise auf eine krebserzeugende Wirkung des Unkrautvernichters nicht berücksichtigt zu haben.
Die Krebsfunde verbergen sich in den Rohdaten der Studien der Glyphosat-Hersteller, auf deren Basis das BfR Glyphosat bewertet hat. Offenbar hat sich das BfR dabei auf die Auswertung durch die Industrie verlassen, statt die Daten selbst auszuwerten. Die Vorgehensweise des BfR könnte weitreichende Folgen haben. Denn die Bewertung durch das BfR war die wichtigste Grundlage für die Einstufung von Glyphosat durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA. Auf deren Basis will die Europäische Kommission Glyphosat für weitere zehn Jahre zulassen.
Hinter den Kulissen wird auch deshalb so hart um die Wiederzulassung für Glyphosat gekämpft, weil ein Glyphosatverbot in Europa weltweite Folgen haben könnte. Glyphosat ist das mit großem Abstand am häufigsten eingesetzte Pestizide weltweit. Für Monsanto, Bayer, Syngenta und Co. geht es um ein Milliardengeschäft.
Wir fordern:
- Die Gesundheit der Menschen und des Planeten muss oberste Priorität haben.
- Glyphosat muss verboten werden.
- Das Europäischen Parlament sollte einen Glyphosat-Untersuchungsausschuss einrichten. Die Vorgänge in den Behörden müssen aufgeklärt werden.
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