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Neue Untersuchung belegt Manipulationen bei der Bewertung von Glyphosat

Roundup-Flaschen in einem Regal

Foto: Global Justice Now, Flickr - Roundup ist das wohl bekannteste Ackergift auf Glyphosat-Basis

(23.03.2017) Heute wurde der neue Bericht „Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft“ in Wien vorgestellt. Er zeigt auf, wie Monsanto und andere Glyphosat-Hersteller wissenschaftliche Belege zu Gesundheitsgefahren des Unkrautvernichters manipuliert haben. Damit wollen die Agrar-Konzerne ein Verbot des Wirkstoffs in der EU verhindern.

Glyphosat-Hersteller unter Druck

Die von der WHO-Krebsforschungsagentur (IARC) im März 2015 vorgenommene Klassifizierung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ brachte die Konzerne unter Handlungsdruck. Um zu verhindern, dass Glyphosat die Zulassung in der EU verliert, finanzierten die Hersteller eine Reihe von Studien zur Gefährlichkeit von Glyphosat, die in Wissenschaftsjournalen veröffentlicht wurden. Für die krebserregende und erbgutschädigende Wirkung von Glyphosat gibt es deutliche Belege. Das wollten die Hersteller mit den von ihnen finanzierten Studien vertuschen. So wurden unter anderem wichtige Informationen weggelassen und stattdessen irrelevante Daten präsentiert. Dadurch wurden Sachverhalte verzerrt, LeserInnen in die Irre geführt und wissenschaftliche Beweise geleugnet.

Behörden übernehmen Industriestudien-Ergebnisse

Die Behörden, die in das Zulassungsverfahren von Pestiziden involviert sind – darunter das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) und erst in der vergangenen Woche auch die europäische Chemikalienagentur (ECHA) – haben diese Studien-Ergebnisse unkritisch übernommen. Sie kommen folglich ebenso wie die Hersteller zu dem Schluss, dass Glyphosat kein Risiko für die Gesundheit darstellt.

Interne Emails von Monsanto

Fast zeitgleich mit der Veröffentlichung der ECHA-Einschätzung wurde bekannt, dass der Pestizidkonzern Monsanto, der Glyphosat erfunden hat, an vermeintlich unabhängigen Studien über den Unkrautvernichter maßgeblich beteiligt war. Das geht aus öffentlich gewordenen unternehmensinternen Emails hervor, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Monsanto hat demnach sowohl auf WissenschaftlerInnen als auch auf die amerikanische Umwelthörde EPA eingewirkt. Außerdem soll der Konzern eine eigenständige Untersuchung von Glyphosat durch das amerikanische Gesundheitsministerium verhindert haben. Die Dokumente wurden während eines Gerichsverfahrens in Kalifornien auf Anweisung des Richters öffentlich, in dem Krebsopfer gegen Monsanto klagen. Die Betroffenen leiden am Non-Hodgkin-Lymphom, einer bösartigen Erkrankung des Lymphsystems, für das sie Glyphosat verantwortlich machen. Auch auf einen Zusammenhang von der Entstehung von Non-Hodgkin-Lymphomen und Glyphosat weisen zahlreiche Studien hin.

Unglaubwürdige Beurteilungen

Monsanto hat erheblichen Einfluss auf die Studien zu Glyphosat genommen, die die Grundlage für die Bewertung durch die europäischen Behörden waren. Deshalb hat die von der ECHA in der letzten Woche ausgesprochene Entwarnung für das Pestizid ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Aus diesem Grund darf die Bundesregierung der ECHA-Bewertung nicht folgen und muss in Brüssel gegen die Wiederzulassung von Glyphosat stimmen.

Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat

Wir haben gemeinsam mit vielen anderen Organisationen eine Europäische Bürgerinitiative (EBI) gestartet, mit der ein EU-weites Glyphosat-Verbot und der Schutz der Menschen und der Umwelt vor gefährlichen Pestiziden gefordert wird. Damit unsere EBI erfolgreich ist, müssen wir innerhalb von einem Jahr eine 1 Millionen Unterschriften von EU-Bürgerinnen und Bürgern in mindestens 7 europäischen Mitgliedsstaaten sammeln. Unserer Forderung haben sich bereits mehr als 500.000 Menschen aus ganz Europa angeschlossen. Beteiligen auch Sie sich jetzt an der Europäischen Bürgerinitiative!

Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat

Lesen Sie hier den Bericht „Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft“ (englisch mit deutscher Zusammenfassung)

Unsere Pressemitteilung zum Bericht

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