Pestizide im Apfelanbau: Es geht auch anders!
Im konventionellen Apfelanbau werden sehr viele Pestizide eingesetzt – mit fatalen Folgen nicht nur für die Artenvielfalt in den Anbaugebieten, sondern auch für die Gesundheit von uns Menschen. Dass es ohne die Gifte nicht geht, ist eine Behauptung, die ebenso weit verbreitet wie falsch ist. Obstbau komplett ohne Pestizide ist möglich. Um uns ein Bild davon zu machen, wie Äpfel ganz ohne Gifteinsatz angebaut werden können, haben wir eine Streuobstwiese in Niederbayern besucht.
Die Werbung möchte Verbraucher:innen gerne weismachen, dass die Äpfel, die wir im Supermarkt kaufen können, auf schönen, alten, knorrigen Bäumen wachsen, die Kinder zum Klettern einladen und Bienen und anderen Tieren Lebensraum bieten. Leider ist das Gegenteil der Fall: Ein Großteil konventionell produzierter Äpfel wächst in riesigen intensiv bewirtschafteten Monokulturen. Dort wachsen kleine, rigoros „erzogene“ Bäumchen in Reih und Glied an Drahtanlagen. So soll möglichst viel Profit aus der zur Verfügung stehenden Fläche gezogen werden. Die Bäume sind auf maximalen Ernte-Ertrag gezüchtet; alle Energie soll in die Frucht fließen, möglichst wenig für Stamm und Äste „verschwendet“ werden.
Doch die Profitmaximierung hat ihren Preis: Die Bäume sind zu klein und schwach, um sich durch ihre eigenen Abwehrkräfte vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen, die sich zudem in den Monokulturen leicht verbreiten können. Um die Ernte zu sichern, wird zur Giftspritze gegriffen. Mit Pestiziden wird den Schädlingen zu Leibe gerückt; die schweren Kollateralschäden für Artenvielfalt und menschliche Gesundheit werden in Kauf genommen. Rückstände der Stoffe nehmen wir nicht nur über die Äpfel auf, die wir am Ende essen - wir sind auch alle immer wieder einem ganzen Gift-Cocktail ausgesetzt, da sich die ausgebrachten Pestizide kilometerweit über die Luft verbreiten, wie wir in verschiedenen Messprojekten nachweisen konnten.
Auf diese Art werden die meisten Äpfel produziert, die wir im Supermarkt kaufen können: In riesigen, intensiv bewirtschafteten Plantagen, die sich in Gebieten wie der Bodenseeregion oder in Südtirol immer weiter ausbreiten. So wächst beispielsweise jeder zehnte Apfel, der in der EU angebaut wird, in den Apfelplantagen Südtirols. Wer auf die Problematik dieser chemie-basierten Anbauweise hinweist, wird heftig attackiert, wie wir am eigenen Leib erfahren mussten: So wurde unser Mitarbeiter Karl Bär vom Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft und über 1370 Obstbäuerinnen und -bauern vor Gericht gezerrt, weil er im Rahmen unserer „Pestizidtirol“-Kampagne den hohen Einsatz der Gifte in den Südtiroler Apfelplantagen kritisiert hat.
Ein Argument, das wir im Rahmen des „Pestizidprozesses“ immer wieder hören: Der Gifteinsatz sei alternativlos, Apfelanbau ohne Pestizide nicht möglich. Doch hinter dieser Aussage steht keine Wahrheit, sondern ein gern zitiertes Narrativ der Pestizid-Lobby. Dass es möglich ist, Äpfel komplett ohne Pestizide anzubauen, beweisen Bio-Streuobstbäuerinnen und -bauern wie Georg und Marianne Stöckl tagtäglich. Auf stabilen Hochstamm-Obstbäumen bauen die Stöckls 70 bis 80 verschiedene Sorten Äpfel zum Verkauf an und verzichten dabei komplett auf chemisch-synthetische Insektizide, Herbizide und Fungizide und sogar auf die im Öko-Obstbau zugelassenen Mittel.
Um sich genau anzusehen, wie der pestizidfreie Apfelanbau funktioniert, warum eine Streuobstwiese ein wahres Biodiversitätsparadies ist und warum die „Äpfel mit Charakter“ vielleicht sogar besser schmecken, hat unser Agrar-Referent Karl Bär die Streuobstwiese der Stöckls besucht - und damit auch Sie seine Eindrücke nachverfolgen können, ein Filmteam mitgenommen.
Wenn Sie auch andere davon überzeugen wollen, dass Apfelanbau ohne Pestizide keine Utopie, sondern gelebte landwirtschaftliche Praxis ist, teilen Sie unser Video.
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