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Forsa-Umfrage: 77 Prozent der Bevölkerung für Pestizid-Aussstieg

Pixabay, ajcespedes, Hummel, Tomate, Blüte

Nicolas Picard | unsplash

(01.12.2020) Mit 77 Prozent befürwortet ein Großteil der deutschen Bevölkerung einen Ausstieg aus der Nutzung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Ebenfalls 77 Prozent der Befragten sehen das Vorhandensein von Pestiziden in der Luft als große oder sehr große Gefahr für die Natur an. Eine Mehrheit von 57 Prozent hält dies außerdem für ein großes oder sehr großes Risiko für die Gesundheit. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa, die im Auftrag des Umweltinstituts und des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft durchgeführt wurde.

Im kommenden Jahr wird in der Schweiz per Volksentscheid darüber abgestimmt, ob Pestizide nach einer zehnjährigen Übergangszeit landesweit verboten werden sollen. Vor diesem Hintergrund wollten wir wissen, wie in Deutschland abgestimmt werden würde, wenn es ein solches Votum in Deutschland gäbe. Das Ergebnis ist deutlich: Eine Mehrheit von 77 Prozent der Befragten spricht sich für einen Pestizidausstieg aus.

Außerdem wollten wir wissen, wie über das Vorhandensein von Pestiziden in der Luft gedacht wird. Dass sich Pestizide über weite Strecken über die Luft verbreiten und so auch weit entfernt von ihrem ursprünglichen Einsatzort landen, konnten das Umweltinstitut und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft in der Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ zeigen, die im September diesen Jahres veröffentlicht wurde.

Bei dieser Thematik sind ebenfalls 77 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das Vorkommen von Pestiziden in der Luft ein großes oder sehr großes Risiko für die Natur darstellt. Zudem hat mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie der Meinung sind, dass Pestizide, die sich weit entfernt von Äckern über die Luft verbreiten, ein großes oder sehr großes gesundheitliches Risiko darstellen.

Studie belegt Verbreitung von Pestiziden über die Luft

Für die im September veröffentlichte Studie „Pestizidbelastung der Luft“ wurden von März bis November 2019 in der gesamten Bundesrepublik Pestizide in der Luft gemessen. Untersucht wurden Standorte im Umkreis von weniger als 100 bis hin zu mehr als 1000 Metern Entfernung von potentiellen Quellen - in Städten und auf dem Land, in konventionell und ökologisch bewirtschafteten Agrarlandschaften sowie in Gebieten mit unterschiedlichen Schutzstandards. Selbst auf der Spitze des Brockens im Nationalpark Harz waren zwölf verschiedene Ackergifte nachweisbar. Insgesamt wurden deutschlandweit 138 verschiedene Pestizidwirkstoffe nachgewiesen. Die Daten wurden mit Hilfe von Passivsammelgeräten, aus Filtermatten in Be- und Entlüftungsanlagen von Gebäuden sowie durch die Analyse von Bienenbrot und Baumrinden erhoben.

Klarer Auftrag an die Bundesregierung

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass eine Mehrheit der Verbraucher:innen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ablehnt. Die Menschen sorgen sich um ihre Gesundheit und um die Natur, auch weil sich Ackergifte kilometerweit über die Luft verbreiten. Tatsächlich ist es bisher kaum erforscht, was die Belastung durch einen regelrechten Pestizid-Cocktail für die Umwelt und den Menschen bedeutet. Agrarministerin Julia Klöckner und Umweltministerin Svenja Schulze müssen das klare Votum der Bevölkerung ernst nehmen und umgehend einen schrittweisen Pestizidausstieg in Deutschland einleiten.

Das Umweltinstitut und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft fordern außerdem, die Stoffe Glyphosat, Pendimethalin, Prosulfocarb, Terbuthylazin und Metolachlor sofort zu verbieten. Diese wurden in der Studie „Pestizidbelastung der Luft“ am häufigsten weit entfernt von Äckern in der Luft nachgewiesen.

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