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Glyphosat und Krebs: Bayer täuscht Öffentlichkeit

Glyphosat und Krebs: Bayer-Konzern verstrickt sich in Widersprüche. Foto: Valentin Valkov / Fotolia

Glyphosat-Studien und Krebs: Bayer-Konzern verstrickt sich in Widersprüche. Foto: Valentin Valkov / Fotolia

(14.11.2018)  Die Bayer-AG behauptete in der Vergangenheit wiederholt, dass rund 800 Studien vorliegen würden, die beweisen, dass kein Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebs bestehe. Eine Recherche der Tageszeitung taz zeigt nun: Diese Zahl hat der Konzern, der vor Kurzem den Agrarriesen Monsanto übernommen hat, frei erfunden.

Im August 2018 sorgte ein bahnbrechendes Urteil für Aufsehen: Ein Gericht in den USA kam zu dem Schluss, dass Monsanto nicht ausreichend vor den Krebsrisiken seines glyphosathaltigen Herbizids Roundup gewarnt hat, und verurteile Bayer-Monsanto erstinstanzlich zu einem Schmerzensgeld in Millionenhöhe. Es war die erste von inzwischen rund 9.300 Klagen gegen den Chemiekonzern. Seit dem Beginn der Verhandlungen betont das Unternehmen, das gegen das Urteil in Berufung gehen will, dabei immer wieder, dass von Glyphosat kein Krebsrisiko ausgehe. Um das zu untermauern, verwies der Konzern des Öfteren auf mehr als 800 Studien, die das beweisen würden.

Die Tageszeitung taz schreibt nun, dass diese Zahl wohl frei erfunden ist. Tatsächlich liegen nämlich nur etwa 50 Studien vor, die sich überhaupt dem Thema Glyphosat und Krebs widmen. Und in einigen davon können ExpertInnen durchaus Hinweise auf ein Krebsrisiko erkennen.

Bayer verstrickt sich in Widersprüche

Kaum wurde diese Irreführung öffentlich, ruderte Bayer zurück. Der Sprecher des Konzerns beteuerte: „Hinsichtlich der Studien haben wir uns ausweislich des Wortlauts sowohl auf solche bezogen, die sich dezidiert mit Krebsrisiken auseinandersetzen, als auch auf solche, die insgesamt die Sicherheit von Glyphosat bestätigen.“ Dass diese Aussage nicht der Wahrheit entspricht, zeigt ein kurzer Blick auf die Unternehmenswebseite mit dem – spätestens jetzt fragwürdigen – Titel „Hier sind die Fakten“. Dort findet man nämlich folgenden Satz: „Mehr als 800 Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Glyphosat nicht krebserregend ist.“ Damit ist die Aussage des Sprechers widerlegt.

Screenshot des entsprechenden Abschnitts auf der Bayer-Website:

Der Umsatz mit Glyphosat macht einen großen Anteil des Geschäfts von Bayer aus. Doch nicht allein der Verkauf des Herbizids ist wichtig für das Geschäft: Im Doppelpack mit dem Ackergift wird vor allem in Nord- und Südamerika Saatgut verkauft, das so gentechnisch manipuliert wurde, dass es gegen den Einsatz des Herbizids resistent ist. Bayer-Monsanto kassiert also für beides und hat großes Interesse daran, das Ackergift auf dem Markt zu halten. Da Glyphosat immer wieder Negativschlagzeilen produziert, versucht das Unternehmen offensichtlich, mit gezielten Falschaussagen die öffentliche Meinung über das Ackergift zu beeinflussen.

Glyphosat-Einsatz in Deutschland beenden

In Deutschland hat Bundesumweltministerin Schulze vergangene Woche einen Ausstiegsplan vorgelegt, der vorsieht, die Nutzung von Glyphosat immer stärker zu beschränken. Der Ausstiegsplan muss allerdings noch mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft abgestimmt werden. Ob die Pläne dort auf Zustimmung stoßen, ist allerdings fragwürdig.

Bis sich die zuständigen Ministerien einig sind, wird Glyphosat weiter in großen Mengen eingesetzt. Im vergangenen Jahr sind die Absatzmengen in Deutschland sogar wieder gestiegen – mit 4.700 Tonnen wurden 2017 im Vergleich zum Vorjahr fast 1.000 Tonnen mehr von dem Ackergift verkauft. Anstatt Diskussionen über weitere Einschränkungen des Glyphosateinsatzes zu führen, muss die Bundesregierung die Verwendung sofort und vollständig verbieten. Nur so kann ein umfassender Schutz von Gesundheit und Umwelt gewährleistet werden.

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