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Öko-Landwirtschaft kann die Welt ernähren
Ökolandbau verbindet gesunde Nahrungsmittel und Artenvielfalt; Foto: V.Kattinger/UIM
(16.11.2017) Die ökologische Landwirtschaft hat im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft unbestritten viele Vorteile. Eine neue Studie, an der WissenschaftlerInnen der Welternährungsorganisation FAO und des schweizer Forschungsinstituts für Biologischen Landbau beteiligt sind, bestätigt nun: Es ist möglich die wachsende Weltbevölkerung mit Bio-Landwirtschaft zu ernähren. Damit könnte den Schäden, die die konventionelle Landwirtschaft in der Umwelt anrichtet und den Gefahren, die vom massiven Pestizid- und Düngereinsatz für unsere Gesundheit ausgehen, ein Ende gesetzt werden.
Weiter wie bisher? Geht nicht!
Laut den Studienautoren sind dabei die wichtigsten Maßnahmen, die Lebensmittelverschwendung zu vermindern und deutlich weniger Fleisch und andere tierische Produkte zu konsumieren. Das käme auch der Gesundheit zugute. Momentan werden in Deutschland pro Kopf und Jahr etwa 60 Kilogramm Fleisch gegessen. Wenn der Fleischkonsum verringert wird, werden Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln frei, auf denen bisher Tierfutter angebaut wird. Auf den frei gewordenen Flächen könnten vermehrt eiweißreiche Pflanzen, wie Erbsen, Bohnen oder Kichererbsen angebaut werden. So könnte die verringerte Aufnahme von tierischem Eiweiß ausgeglichen werden.
Weltweit werden jährlich etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das ist katastrophal, denn gleichzeitig leiden beinahe 180 Millionen Menschen Hunger. In Deutschland landen pro Jahr und Haushalt etwa 82 Kilogramm Lebensmittel in der Tonne. An diesem Zustand muss dringend etwas geändert werden.
Vorteile der ökologischen Landwirtschaft
Die ökologische Landwirtschaft hat im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft viele Vorteile. Einige davon werden hier näher beschrieben:
Die ökologische Landwirtschaft schont die Umwelt und Ressourcen
Ökologische Landwirte und Landwirtinnen verzichten auf chemisch-synthetische Pestizide und auf Kunstdünger. So gelangen weniger schädliche Stoffe in die Umwelt. Ressourcen, die bei der energieaufwendigen Herstellung von Düngemitteln und Pestiziden anfallen, werden eingespart. Das schont das Klima. Dadurch, dass in der ökologischen Landwirtschaft, die Tierzahl stets an die Fläche des Betriebs gekoppelt ist, wird die Überdüngung mit Gülle vermieden. So sorgen Biobetriebe auch für die Reinhaltung des Grundwassers. Außerdem arbeiten Bio-Landwirte und Landwirtinnen nach dem Kreislaufprinzip. Dem Betrieb soll so funktionieren, dass möglichst wenig Rohstoffe von außen zugeführt werden.
Die ökologische Landwirtschaft erhält und fördert die Bodenfruchtbarkeit
Einige Maßnahmen des Ökolandbaus, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern, sind weite Fruchtfolgen und der Anbau von Leguminosen wie Klee, Erbsen oder Bohnen. Leguminosen sind Pflanzen, die durch Symbiose mit sogenannten Knöllchenbakterien dazu in der Lage sind, Stickstoff aus Luft zu binden und so als Nährstoff für die Pflanzen nutzbar machen. Durch den Verzicht chemisch-synthetische Pestizide werden Bodenlebewesen wie Regenwürmer, die maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit beitragen, geschont.
Die ökologische Landwirtschaft erhält die Artenvielfalt
Auf biologisch bewirtschafteten Flächen kommen mehr Wildkräuter vor als auf konventionellen, da keine Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat und keine Kunstdünger eingesetzt werden. Wildkräuter wiederum ernähren Insekten und samenfressende Vögel. Auch insektenfressende Vögel finden so mehr Nahrung.
Die ökologische Landwirtschaft ist gut für unsere Gesundheit
Durch den Verzicht auf Pestizide sind auch Menschen weniger Schadstoffen ausgesetzt. In Biolebensmitteln finden sich weniger Pestizidrückstände als in konventionellen. Auf Fleisch aus konventioneller Erzeugung finden sich eher multiresistente Keime.
Die ökologische Landwirtschaft bietet Nutztieren bessere Haltungsbedingungen
In der ökologischen Landwirtschaft werden Tiere möglichst artgerecht gehalten. Sie haben mehr Platz, dürfen raus und leben meistens auch in kleineren Gruppen. Schmerzhafte Eingriffe (z. B. Schnabelkürzen bei Hühnern, Schwanzkürzen und Zähneschleifen bei Schweinen), die in der konventionellen Landwirtschaft vorbeugend vorgenommen werden, da die Tiere in der nicht artgerechten Haltung häufig Verhaltensstörungen entwickeln, werden nicht durchgeführt.
Agrarwende jetzt!
Ein „weiter wie bisher“ ist keine Option. Wir fordern eine konsequente Agrarwende, um einen Kollaps der Lebensmittelproduktion abzuwenden. Nur mit einer nachhaltigen ökologischen Wirtschaftsweise und regionalen bäuerlichen Strukturen können die Menschen weltweit mit gesunden Lebensmitteln ausreichend versorgt und eine intakte Umwelt gesichert werden. Diese neue Studie macht Mut, die notwendigen Änderungen für eine ökologische Zukunft anzugehen!
ist Referentin für Landwirtschaft und Gentechnik. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Umwelt und den Menschen, insbesondere mit Gefahren durch den Einsatz von Pestiziden.