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Neues Bienengift: Kommt jetzt Sulfoxaflor?

Biene fliegt Blüte an

Foto: sumikophoto - Fotolia

(28. Juli 2016) Dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) liegen mindestens drei Anträge auf Zulassung von Pestiziden mit dem Wirkstoff Sulfoxaflor vor. Das Insektizid gilt als Gefahr für Honigbienen und die Artenvielfalt. In einem offenen Brief fordern wir deshalb die zuständigen Bundesministerien auf, diese Mittel nicht zuzulassen.

 

Sulfoxaflor ähnelt in seiner Wirkungsweise den Insektengiften aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide, die als besonders bienengefährlich gelten. Der Wirkstoff, der von der Firma Dow Chemical entwickelt wurde, ist seit August 2015 in der EU und seit Mai 2013 in den USA zugelassen. Bisher ist jedoch in keinem EU-Mitgliedsstaat ein Pestizid mit Sulfoxaflor im Einsatz. In den USA hat ein Gericht die Zulassung Ende 2015 annuliert. Die US-Umweltbehörde hatte Gefahren für Bienen nicht ausreichend untersucht und das Gift einfach bedingungslos zugelassen.

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) benannte bei ihrer Bewertung des Wirkstoffs große Lücken bei den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirkung von Sulfoxaflor auf die Umwelt und diverse gesundheitliche Auswirkungen auf Säugetiere. Insbesondere konnte die EFSA ein hohes Risiko für Honigbienen identifizieren. Dabei zeigte sich die EFSA in vielen anderen Fällen als industrienah und pestizidfreundlich.

Bundesregierung enthält sich in Brüssel
Schmetterling

Nicht nur Bienen, sondern auch andere Insekten wie Schmetterlinge leiden unter Giften wie Sulfoxaflor. Foto: Fotolia

Wegen der starken Kritik an dem neuen Wirkstoff hatte die deutsche Bundesregierung der Zulassung auf europäischer Ebene nicht zugestimmt. Dennoch fand sich unter den Mitgliedsstaaten eine Mehrheit dafür. Allerdings war aus Berlin kein Nein zu vernehmen, sondern eine Enthaltung.

Es wäre dennoch widersprüchlich, wenn die Bundesregierung nun die Anträge auf Zulassung der konkreten Formulierungen in Deutschland einfach durchwinkt. In einem offenen Brief haben wir daher Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt aufgefordert, die Zulassung für Mittel, die Sulfoxaflor enthalten, zu verweigern.

Intransparentes Verfahren

Für unsere Arbeit gegen Pestizide ist es zudem sehr ärgerlich, dass die Anträge auf Zulassung von Pestiziden mit Sulfoxaflor in Deutschland nicht in der europäischen Pestiziddatenbank auftauchen. Offenbar hat das BVL - anders als Behörden in Österreich, Irland, Tschechien, den Niederlanden und Bulgarien - die Anträge nicht an die EU-Kommission gemeldet. In einem weiteren Brief an das BVL fragen wir deshalb nach, wie sich das Verfahren in Deutschland in europäische Institutionen einfügt.

Das ist wichtig, weil es unter anderem die Frage betrifft, wie wir überhaupt erfahren können, dass ein Antrag auf Zulassung in Deutschland gestellt wurde. Im Fall von Sulfoxaflor wissen wir davon nur, weil der Bundestagsabgeordnete Harald Ebner konkret danach gefragt hatte. Auf der Homepage des BVL findet sich nichts darüber. Wer die Anträge gestellt hat und wie weit das Verfahren fortgeschritten ist, wollte die Bundesregierung jedoch auch den Abgeordneten nicht sagen.

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