Neues aus Fukushima

(10.03.2017) Am Samstag, den 11. März 2017, jährt sich die Atomkatastrophe von Fukushima zum sechsten Mal. Glaubt man dem Betreiber TEPCO, ist die Lage vor Ort stabil, von den Reaktoren gehe keine Gefahr mehr aus. Die japanische Regierung hebt gerade das Evakuierungsgebot für bestimmte Regionen auf, zigtausende Menschen werden zur Rückkehr aufgerufen. Also, alles gut?

Weit gefehlt. Straßen und Häuser wurden zwar weitgehend dekontaminiert, die umliegenden Wälder und Wiesen aber nicht. Radioaktiver Staub wird also mit dem Wind in die Orte zurückgetragen, an manchen „Hot-Spot“-Stellen wurden schon wieder sehr hohe Werte gemessen. Millionen Müllsäcke, gefüllt mit strahlendem Erdreich, stehen in der Landschaft und rotten vor sich hin – keiner weiß, wohin damit. Noch immer fließt täglich tonnenweise radioaktives Kühlwasser ins Meer, unzählige Tanks mit verstrahltem Wasser lagern auf dem Gelände. 

Strahlendosis für Kinder unverantwortlich

Um die Region wieder bewohnbar zu machen, toleriert die Regierung dort eine radioaktive Belastung, die zwanzig Mal höher ist als der bisher gültige Grenzwert. Sie entspricht der Dosis, der ArbeiterInnen in einem Atomkraftwerk ausgesetzt sein dürfen, was für Kinder völlig unverantwortlich ist. Mit Nachdruck wird mit dem Bau neuer Schulen für eine Rückkehr geworben. Nur: Die Freude über die Rückkehrmöglichkeiten bei den Betroffenen hält sich in Grenzen, vor allem bei Familien mit Kindern.

Hintergrund der Eile ist zum einen, dass mit Aufhebung der Evakuierung auch keine Entschädigungszahlungen mehr anfallen. Zum anderen soll spätestens in drei Jahren ein Bild der Normalität hergestellt sein: Dann finden nämlich die Olympischen Spiele in Japan statt. Geplant sind auch Wettbewerbe in der Region um Fukushima.

Extreme Strahlung im Reaktor festgestellt

Erst kürzlich wurden im Inneren des Reaktors 2 extreme Dosiswerte gemessen: 650 Sievert pro Stunde, eine für den Menschen in kürzester Zeit tödliche Strahlung. Selbst der Mess-Roboter war der hohen Dosis nicht gewachsen, die Technik versagte. Ein neuer, widerstandsfähigerer Roboter wird gerade entwickelt. „Alles unter Kontrolle“ sieht anders aus.

Kosten steigen ins Unermessliche

Selbst die japanische Regierung schätzt die Folgekosten inzwischen auf 180 Milliarden Euro – doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt. Andere Schätzungen belaufen sich schon auf weit über 200 Mrd. Euro. Immer neu auftretende Probleme beim Versuch des Rückbaus der havarierten Reaktoren weisen auf weitere Kostensteigerungen hin. Zahlen werden letztlich die BürgerInnen, denn TEPCO ist heute schon so gut wie pleite und wird von der Regierung enorm unterstützt. Erst Ende Februar 2017 erschütterte wieder ein Erdbeben die Region. Und trotzdem will die Regierung von der Atomkraft nicht ablassen – ein sträflicher Irrsinn.

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