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Neue EU-Tierarzneimittelverordnung fördert Ausbreitung multiresistenter Keime

(München, 11. Juni 2015) In der Tiermast werden zu viele Medikamente eingesetzt. Alleine in Deutschland landen jährlich ca. 1.800 Tonnen Antibiotika in den Ställen – in der Humanmedizin wird im Vergleich dazu weniger als die Hälfte davon verbraucht. Die Folgen sind gravierend: Rückstände von Antibiotika und Hormonen landen in unseren Lebensmitteln und über die Gülle auch im Boden sowie im Grund- und Oberflächenwasser. Zudem werden immer mehr Krankheitserreger resistent gegen Antibiotika. An multiresistenten Keimen sterben bereits jetzt jährlich zehntausende Menschen in Europa. Wenn sich nichts ändert, werden es bald hundertausende sein.

Die EU-Kommission hat nun ein Paket mit Verordnungen zu Tierarzneimitteln vorgelegt. Doch anstatt den Einsatz von Medikamenten in der Tiermast zu reduzieren, möchte sie den Zugang zu Tierarzneimitteln vereinfachen. Die Entwürfe der Kommission widersprechen damit eindeutig den Interessen der VerbraucherInnen und fördern die Massentierhaltung. Das Europäische Parlament muss daraus ein wirksames Instrument zum Schutz der Gesundheit von Mensch, Umwelt und Tier machen – oder das Paket komplett ablehnen.

Noch bis zum 15. Juni können die Abgeordneten im Umweltausschuss Änderungsanträge stellen. Das Umweltinstitut München hat jetzt ein Papier mit konkreten Vorschlägen zur Verbesserung der neuen Tierarzneimittelverordnung an alle Abgeordneten im Europäischen Parlament geschickt.

Unsere wichtigsten Vorschläge sind:
  • Der Einsatz von Reserveantibiotika in der Tiermast muss verboten werden.
  • Tieren dürfen keine Medikamente verabreicht werden, wenn sie nicht krank sind.
  • Tierärzte und Tierärztinnen dürfen nicht zugleich Rezepte ausstellen und am Verkauf der Medikamente verdienen.
  • Der Verkauf von Tierarzneimitteln im Internet muss verboten bleiben.
  • Ausnahmen, die den Einsatz von nicht-zugelassenen Tierarzneimitteln oder sogar Mitteln aus der Humanmedizin erlauben, müssen gestrichen werden.
  • Die Umweltauswirkungen von Tierarzneimitteln müssen konkreter und strenger überprüft und erfasst werden.
Das Problem heißt Massentierhaltung

Das Umweltinstitut fordert, den Einsatz von Medikamenten in der Tiermast drastisch zu reduzieren: In fünf Jahren könnte der Tierarzneimitteleinsatz in Europa um mehr als 50% sinken.

Das ist eine realistische Forderung, denn viele Medikamente werden an Tiere vergeben, die gar nicht krank sind, zum Beispiel zur Leistungssteigerung oder weil kranke und gesunde Tiere für die Behandlung nicht getrennt werden.

Doch die Hauptursache für den zu hohen Medikamenteneinsatz ist die Massentierhaltung. Die Tiere bekommen Medikamente, weil sie auf engstem Raum leben, schnell wachsen und häufig Kontakt zu Fäkalien und Kadavern haben.

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