Landesamt findet Gift-Cocktail im Bier

Neue Untersuchung zeigt: deutsches Bier enthält gleich mehrere Pestizide.
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(25.09.2017) Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (kurz LAVES) hat 22 Bierproben auf Pestizidrückstände untersucht. Bei 18 Bieren wurde das Amt fündig. Die Proben enthielten Rückstände von mindestens einem Pestizid. Wie schon bei den beiden Tests, die das Umweltinstitut 2016 und 2017 durchführte, wurde auch bei der Untersuchung des Landesamts mehrfach der Unkrautvernichter Glyphosat im Bier nachgewiesen. Lediglich vier der Proben enthielten keine nachweisbaren Pestizidrückstände, darunter das getestete Bio-Bier.
In zehn Proben fanden sich Rückstände von einem Pestizid, in sechs Fällen wurden zwei Wirkstoffe nachgewiesen, bei zwei Proben wurden sogar drei Pestizid-Rückstände gefunden. Welche Biersorten getestet wurden und um welche Mengen es sich bei den Rückständen handelt, teilt das Landesamt aus Datenschutzgründen leider nicht mit.
In neun der Proben - und damit am häufigsten - war das Ackergift Chlormequat enthalten. Dieses Mittel wird als Wachstumshemmer zur Halmverkürzung beim Getreideanbau eingesetzt. Die Notwendigkeit, Halme von Getreide kurz zu halten, ist hausgemacht. Denn durch die hohe Stickstoffgabe zur Düngung der Pflanzen im konventionellen Ackerbau wachsen die Pflanzen sehr schnell und knicken bei Regen oder Wind leicht um. Durch die Verwendung von Wachstumshemmern werden die Halme künstlich kurz gehalten. Chlormequat gilt in hohen Dosen als schädigend für das Nervensystem und verursacht Lähmungen und Krämpfe.
In fünf Proben konnte ein weiteres halmverkürzendes Pestizid (Mepiquat) nachgewiesen werden.
Das durch die Halmverkürzer bedingte bodennahe und sehr dichte Wachstum der Pflanzen und die ebenfalls durch den Stickstoff verursachten weichen Pflanzen-Zellen begünstigen die Entstehung von Pilz-Erkrankungen. Dagegen wiederum müssen vermehrt Mittel gegen Pilze, sogenannte Fungizide, gespritzt werden. Daher verwundert es auch nicht, dass in sieben Proben die Fungizide Boscalid und Mandipropamid nachgewiesen wurden.
In sieben Proben wurde außerdem der Unkrautvernichter Glyphosat gefunden. Das Umweltinstitut fand erst im August dieses Jahres bei einer Untersuchung von 14 deutschen Bieren in allen Proben Rückstände des Ackergifts. Glyphosat wird von der Weltgesundheitsorganisation als DNA-schädigend und "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft. Der Stoff steht zudem unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen gibt es keine Untergrenze, unter der sie sicher sind. Sie können selbst in kleinsten Mengen eine gesundheitsschädigende Wirkung entfalten.
Glyphosat und andere Pestizide haben weder im Bier noch in anderen Lebens- und Genussmitteln etwas verloren. Mehrfachrückstände sind besonders bedenklich, da nicht untersucht wird ob und wie sich die verschiedenen Gifte gegenseitig beeinflussen und welche Auswirkungen solche Gift-Cocktails auf unsere Gesundheit haben.
Deshalb fordern wir: Egal, wie die nächste Bundesregierung zusammengesetzt sein wird, sie muss für ein Glyphosat-Verbot stimmen und eine Agrarwende einläuten!
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