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Glyphosat: Europäische Behörde ignoriert Hinweise auf krebserzeugende Wirkung

Glyphosat

Glyphosat ist der weltweit am häufigsten eingesetzte Pestizidwirkstoff.
Foto: Ingo Bartussek / Fotolia

(12.11.2015) Heute veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ihre Risikobewertung des Pestizidwirkstoffes Glyphosat. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Pflanzengift Glyphosat im März diesen Jahres als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft hatte, ignoriert die EFSA diese Erkenntnisse und sieht es als "unwahrscheinlich" an, dass Glyphosat "eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt".

Diese Empfehlung der EFSA ist unverantwortlich. Damit werden bewusst Studien ignoriert und einseitig die Interessen der chemischen Industrie bedient.


Kritischer Zeitpunkt

Die Bewertung der EFSA kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn die derzeit geltende Zulassung von Glyphosat läuft Mitte 2016 aus. Über eine Neuzulassung entscheidet endgültig die Europäische Kommission. An der politischen Entscheidung werden auch VertreterInnen der Mitgliedstaaten, also auch Deutschlands, mitwirken. Die Risikobewertung der EFSA stellt eine wichtige Grundlage für diese Entscheidung dar. 

115.000 Menschen fordern ein Glyphosat-Verbot

Im Vorfeld hatte das Umweltinstitut zusammen mit der Verbraucherschutzorganisation foodwatch eine Online-Aktion gestartet, über die sich rund 115.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden an die EFSA gewandt hatten. Sie forderten die Behörde dazu auf, die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation bei der Risikobewertung zu berücksichtigen und dem Stoff keine weitere Zulassung zu erteilen.

Als Teilerfolg der Aktion kann verzeichnet werden, dass die EFSA wie gefordert die Berichte der Weltgesundheitsorganisation in ihre Risikobewertung einfließen ließ. Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen beweisen jedoch einmal mehr, dass die EFSA nicht unabhängig von wirtschaftlichen Interessen agiert.

EFSA will Grenzwerte erhöhen

Trotz der bekannten Risiken erklärt die EFSA zudem in ihrer Stellungnahme, dass sie empfehle, die täglich akzeptable Aufnahmedosis (kurz ADI, von engl. acceptable daily intake) von Glyphosat sogar noch zu erhöhen: Sie rät, den ursprünglich festgesetzten Wert für Verbraucher von 0,3 mg/kg durch 0,5 mg/kg zu ersetzen. Das wäre eine Steigerung um 66 Prozent. Für einen Stoff, der wahrscheinlich krebserregend, fruchtschädigend und mutagen wirkt, ist das ein unverantwortlicher Vorschlag, den die zuständigen Behörden keinesfalls übernehmen dürfen.

Auch deutsche Behörden in der Kritik

Die EFSA stützt sich in ihrer Bewertung weitgehend auf einen Bericht des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Unabhängige Wissenschaftler wie der Epidemiologe Prof. Dr. med. Greiser haben dem BfR erst kürzlich schwerwiegende Fehler bei der Auswertung von Studien nachgewiesen.

Foodwatch und das Umweltinstitut fordern deshalb, das Bewertungsverfahren für die Zulassung von Pestiziden grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen.

Besteht der begründete Verdacht, dass ein Stoff krebserregend ist und die Fruchtbarkeit schädigt, muss er sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Wir fordern deshalb, dass das Vorsorgeprinzip angewendet werden muss, zum Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Glyphosat darf keine weitere Zulassung erhalten.

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