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Achtung: Illegale Gen-Blumen im Handel

Orangefarbene Petunien

Foto: Pixabay / Hans; bearbeitet durch Umweltinstitut

(22.06.2017) Wie gerade nach und nach bekannt wird, wurde offenbar über viele Jahre massenhaft gegen das Gentechnik-Gesetz verstoßen. Mindestens 78 verschiedene Sorten Gen-Petunien sind inzwischen ausfindig gemacht worden, die unbemerkt in den Verkehr gebracht wurden, obwohl sie nicht zugelassen waren. 

Petunien kommen aus Deutschland

Es konnte zurückverfolgt werden, dass die Petunien aus Deutschland und den Niederlanden stammen. Doch bei allen weiteren Details tappen die Behörden im Dunkeln: Wie die illegalen Pflanzen in den Handel gelangen konnten und woher das genetische Material stammt, ist völlig unklar. Es wurden Untersuchungen eingeleitet, um festzustellen, in welchem Umfang hierzulande genmanipulierte Petunien auf den Markt für Endverbraucher gekommen sind. Die Zahl der betroffenen Sorten liegt aktuell bei 78 und wird immer länger. Anfangs hieß es noch, es seien nur orangefarbene Petunien-Sorten betroffen, inzwischen sind aber bei allen möglichen Farbvarianten Genmanipulationen nachgewiesen worden. Andersherum scheint es inzwischen auch nicht mehr eindeutig zu sein, dass alle orangefarbenen Petunien genmanipuliert sind.

Eine Liste mit den Sorten-Namen der betroffenen Petunien finden Sie hier.

Freisetzung von Gen-Petunien

Es könnte sein, dass das Auftauchen der genmanipulierten Petunien mit einem Freisetzungsversuch in Zusammenhang steht, der vor 28 Jahren in Köln vom Max-Planck-Institut durchgeführt wurde. Damals wurden mit Petunien in Deutschland die ersten genmanipulierten Pflanzen überhaupt freigesetzt. In die Petunien wurde ein Gen aus Mais übertragen, um eine Änderung der Blütenfarbe zu erreichen. Doch im Freilandversuch scheiterte das Vorhaben, das übertragene Gen wurde durch UV-Strahlung wieder abgeschaltet. Die Freisetzungsversuche wurden abgebrochen und die Lizenz für die genmanipulierten Pflanzen an ein Züchtungsunternehmen in den Niederlanden verkauft. Im Jahr 1995 präsentierte das Unternehmen dann auch tatsächlich genmanipulierte orangeblühende Petunien, die allerdings nie für den Handel oder den Anbau zugelassen wurden.

Keine Konsequenzen für Rechtsbruch?

Nicht nur das Inverkehrbringen und das Anbauen genmanipulierter Pflanzen ist zulassungspflichtig. Auch Labore, in denen Gene manipuliert werden, müssen genehmigt werden. Man sollte meinen, durch diese Maßnahmen müsste es den Behörden leicht fallen nachzuvollziehen, woher das genetische Material kommt. Die Überwachung genmanipulierter Organismen scheint sie jedoch zu überfordern. Auch drängt sich der Eindruck auf, dass die Behörden den Skandal um die Gen-Petunien herunterspielen: Es gibt weder Warnhinweise noch Rückrufaktionen für EndverbraucherInnen. Händler müssen die Gen-Petunien zwar vom Markt nehmen, doch wie viele dieser illegalen Pflanzen schon in unseren Gärten wachsen, ist ungewiss. Bisher sieht es nicht so aus, als ob die Verantwortlichen, die die genmanipulierten Pflanzen illegal in Verkehr gebracht haben, mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben, obwohl ein klarer Rechtsbruch vorliegt.

Risiken werden heruntergespielt

Die Risiken, die mit genmanipulierten Pflanzen einhergehen, werden von den Behörden nicht ausreichend berücksichtigt. Mit den Petunien wurden noch nicht einmal offiziell Tests durchgeführt, bei denen ihre Auswirkung auf die Umwelt und die Gesundheit untersucht wurden.

Petunien werden auch von Bienen bestäubt. So kann der Pollen in den Honig und damit in unsere Lebensmittelkette gelangen, wo er ohne Zulassung zwar illegal ist, doch deshalb machen Bestäuber nicht davor Halt. Falls illegaler Petunien-Pollen im Honig überhaupt entdeckt wird, bevor er bei den EndverbraucherInnen gelandet ist, können die ImkerInnen ihr Produkt nicht mehr vermarkten und erleiden wirtschaftlichen Schaden.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) glaubt, dass sich das Problem mit den verbotenen Petunien in Gärten mit dem Winter von alleine erledigen wird, da Petunien nicht winterhart sind. Doch dabei lässt das Amt völlig außer Acht, dass Petunien überwintert und über Stecklinge oder Samen sehr einfach weitervermehrt werden können.

Genmanipulierte Pflanzen außer Kontrolle

Dieser Fall zeigt deutlich: Einmal in die Natur freigesetzt, lassen sich gentechnisch manipulierte Organismen nicht mehr kontrollieren oder zurückholen. Auch Abstandsregelungen können nicht verhindern, dass sich genmanipulierte Pflanzen mit wilden Verwandten kreuzen. Denn Pollen fliegen über Grenzen hinaus und werden von Bestäubern oder durch Wind kilometerweit verbreitet. Dadurch kommt es immer wieder zu ungewollten Verunreinigungen mit genmanipulierten Pflanzen. Wir fordern die sofortige lückenlose Aufklärung dieses Skandals sowie eine Intensivierung und Ausweitung der Überprüfung von Zier- und Nutzpflanzen auf Gemanipulation.

Liste der genmanipulierten Petunien-Sorten

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