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Zwischenstand: Auswertung der Pestiziddaten aus Südtirol

Links: Karl Bär mit den Papier-Betriebsheften. Rechts: Pestizideinsatz in Südtirol. Photos: Jörg Farys

(23.06.2021) Im Zuge der gerichtlichen Auseinandersetzung, in die der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler uns nach unserer „Pestizidtirol“-Aktion im Sommer 2017 gezwungen hat, ließ die Staatsanwaltschaft in Bozen die Betriebshefte von über 1200 Betrieben beschlagnahmen, die in Südtirol Äpfel anbauen. Sie enthalten Angaben darüber, was, wann, wo und wieviel gespritzt wurde. Die uns vorliegenden Daten ermöglichen einen nie dagewesenen Einblick in die reale Praxis bei der Ausbringung von Pestiziden in dieser Region.

Mit den Daten können wir zeigen, wie groß das Pestizidproblem in Südtirol tatsächlich ist. Gleichzeitig leisten wir damit Pionierarbeit, da es bisher keine vergleichbare Datensammlung über Pestizideinsätze in der Praxis gibt. Die Auswertung der Daten ist jedoch sehr aufwändig. Ein halbes Jahr, nachdem wir die Unterlagen ausgehändigt bekommen hatten, ist jetzt ein Zwischenbericht möglich.

Unstrukturierte Datensammlung

Insgesamt liegen uns etwa 40.000 Seiten aus Betriebsheften von 1.219 Betrieben vor. Davon haben wir 28.764 Seiten von 681 Betrieben in digitaler Form vorliegen sowie 11.376 Blatt Papier, die Daten von 527 Betrieben enthalten. Elf weitere Betriebe lieferten Scans von Papier-Betriebsheften im PDF-Format ab. Die Betriebe nutzen insgesamt zehn verschiedene Programme oder Vorlagen für ihre Aufzeichnungen, so dass die Daten nicht alle direkt vergleichbar sind. In den vergangenen Monaten arbeiteten wir intensiv daran, diese Daten in eine große Datenbank zu übertragen.

Bei den 681 digitalen Betriebsheften war dies mit einigen extra zu diesem Zweck geschriebenen Computerprogrammen möglich. Die Daten von elf Betrieben, die keine Äpfel anbauen, nahmen wir nicht in die Datenbank auf. Der Rest wurde zunächst codiert, eingescannt, anonymisiert und gruppiert. Etwa die Hälfte der Papier-Betriebshefte wurde handschriftlich geführt. Hier ist die Übertragung in eine Datenbank besonders aufwändig. Beim Rest können Computer zumindest helfen.

Von Datenschutz und Datenbanken

Ein wichtiger Aspekt der Auswertung ist auch der Datenschutz. Also wiesen wir jedem Betrieb eine willkürliche Betriebsnummer zu. So können wir in der Datenbank Informationen über den Pestizideinsatz einzelner Betriebe abfragen, ohne dass auf den konkreten Betrieb zurückgeschlossen werden kann. Die Scans wurden so anonymisiert, dass keine Namen, Adressen, Steuernummern oder andere personenbezogene Daten mehr enthalten sind.

Nach langer Vorarbeit werden nun die Daten aus den anonymisierten Scans in eine Datenbank transkribiert. Wir gehen davon aus, dass dieser Schritt bis Mitte Juli abgeschlossen sein wird. Das Ergebnis wird eine Datenbank sein, in der alle Informationen aus den Betriebsheften miteinander verknüpft sind. Damit ist die Hälfte der Arbeit erledigt.

Die Wahrheit über das Pestizidproblem

Danach beginnt die eigentliche inhaltliche Auswertung der Daten. Die Datenbank wird uns in wenigen Minuten Fragen beantworten können wie:

  • „Wie oft wurde eine Apfelplantage in Südtirol 2017 im Durchschnitt gespritzt?“
  • „Welche Mittel wurden eingesetzt, wie oft und in welchen Mengen?“
  • „Was sind jeweils die höchsten und niedrigsten Werte?“

Die Antworten über diese und sehr viele weitere Fragen ermöglichen uns eine fundierte Auswertung des tatsächlichen Ausmaßes des Pestizidproblems in den Südtiroler Apfelplantagen. Wir werden unsere Auswertung in Form einer langen, eigenen Studie veröffentlichen.

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