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Klimawende: Wir fangen schon mal an!

Die Klimawende Köln hat Grund zum Feiern. (Bild: Klimawende Köln)

Die Klimawende Köln hat Grund zum Feiern. (Bild: Klimawende Köln)

(10. November 2021) Die internationalen Klimaverhandlungen bleiben meilenweit hinter dem Nötigen zurück und auch die deutschen Koalitionsverhandlungen stocken. Statt zu warten, dass sich die Politik endlich zu wirksamer Klimapolitik durchringt, fangen in Deutschland unzählige ehrenamtliche Initiativen einfach schon mal damit an. Bürgerinitiativen wie die „Klimawende Köln“ oder „Tschüss Erdgas“ in Potsdam machen vor, wie kommunaler Klimaschutz möglich ist. Mit dem Projekt „Klimawende von unten“ unterstützen wir sie. Henning Peters aus dem Energie- und Klima-Team des Umweltinstituts gibt einen Einblick in die bisherigen Erfolge.

Gescheiterte Kampagnen für Bürgerbegehren gibt es kaum. Jede Bürgerbegehrenskampagne, die es bis in die Phase der Unterschriftensammlung schafft, erzielt zumindest Teilerfolge. In den letzten Wochen habe ich wieder etliche Beratungsgespräche geführt, hunderte Emails und Nachrichten geschrieben und fast wöchentlich Workshops durchgeführt. Immer wieder freue ich mich, wenn Aktive vor Ort von ihren Veranstaltungen, Aktionen und Verhandlungserfolgen berichteten. Mein Fazit: Unsere Arbeit für die Klimawende von unten zahlt sich aus!

Die Klimawende: ein Erfolgsprojekt

Zuletzt baute die Initiative „Hannover Erneuerbar“ mit ihrer Unterschriftensammlung genug Druck auf, um eine Vereinbarung zwischen dem Oberbürgermeister und der Vorstandsvorsitzenden des lokalen Energieversorgers enercity für den Kohleausstieg bis 2026 und weitere Maßnahmen für die Wärmewende zu besiegeln. Der Erfolg kam im Rekordtempo: Wer kann schon von sich behaupten, binnen eines Jahres ein Kohlekraftwerk abgeschaltet und nebenher 35 Millionen Euro Investitionen für den Klimaschutz mobilisiert zu haben?

Die Initiative „Klimawende Köln“ konnte dieses Jahr die RheinEnergie, eines der größten und fossilsten Stadtwerke Deutschlands, auf einen Beschluss zur Klimaneutralität bis 2035 festnageln – ein enormer Erfolg. Zudem wurde ein detaillierter, realistischer und immer noch ambitionierter Fahrplan erarbeitet, der auch eine Solaroffensive, 100 Prozent erneuerbare Wärmeversorgung und Millioneninvestitionen in erneuerbare Energien vorsieht. Dass die ursprüngliche Forderung nach 100 Prozent Ökostrom bis 2030 um fünf Jahre verfehlt wurde, bleibt damit ein kleineres Manko. Hut ab, Köln!

Kampagne: Mach deine Stadtwerke grün!

Auch nach diesem Erfolg ist bei der RheinEnergie noch einiges zu tun. Gemeinsam mit der Kölner Initiative knöpfen wir uns deshalb derzeit gleich zehn weitere Stadtwerke im Kölner Umland vor, an denen die RheinEnergie beteiligt ist. Motto: Mach deine Stadtwerke grün! Denn ihr Ökostromanteil ist ernüchternd. Lediglich die Stadtwerke Pulheim glänzen mit 100 Prozent echtem Ökostrom. Dabei wissen wir, dass die Potenziale für erneuerbare Energie in den einzelnen Kommunen sehr groß sind. Nordrhein-Westfalen könnte seinen Strombedarf vollständig mit erneuerbaren Energien decken. Nun wollen wir darauf hinwirken, dass die Stadtwerke schon bis 2030 nur noch echten Ökostrom von der RheinEnergie beziehen und somit auch der Pfad der RheinEnergie auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035 noch weiter beschleunigt wird.

Sie wollen die Klimawende bei sich vor Ort vorantreiben?

Auf der Homepage des Projekts Klimawende von unten können Sie sich das Handbuch bestellen, auf einer interaktiven Karte nach laufenden Kampagnen in Ihrer Stadt suchen und ganz unkompliziert eine unverbindliche Erstberatung anfragen. Kommenden Montag, den 15. November laden wir ab 18:30 Uhr zu einem Online-Seminar zur Klimawende von unten ein. Um Anmeldung wird gebeten.

Bundesweite Vernetzung gestartet

Diese Beispiele für lokalen Klimaschutz sollen keine Einzelfälle bleiben. Deshalb haben wir vor wenigen Wochen zur ersten bundesweiten Vollversammlung aller Klimawende-Initiativen eingeladen. Das Motto: „Neue Kraft für den Wandel nach der Wahl“. Mehr als 30 Aktive aus etwa 15 laufenden und abgeschlossenen Bürgerbegehrenskampagnen feierten gemeinsam ihre aktuellen Erfolge und beschlossen, sich in Zukunft regelmäßig auszutauschen und weitere Kampagnengründungen anzustoßen.

Zahlreiche Klimawende-Initiativen werden in Zukunft von sich hören lassen. Die jüngste unter ihnen wurde erst im Oktober auf einem Klimawende-Workshop in Lützerath auf die Option Bürgerbegehren aufmerksam. Jetzt planen die Aktiven aus Potsdam, schon im November unter dem Titel „Tschüss Erdgas“ an die Öffentlichkeit zu gehen.

Auch bei der kommunalen Solaroffensive geht es voran. Nachdem wir im Juni Online-Seminare dazu ausrichteten, ergaben sich zahlreiche Beratungsgespräche. Einige der entstandenen Projekte werden als Bürgerbegehren wohl nie sichtbar, denn sie konnten bereits jetzt in Hintergrundgesprächen mit Kommunalpolitiker:innen und über Anträge in Gremien wesentliche Erfolge erzielen. Ein erster „Solarentscheid“ könnte aber dennoch schon in diesem Jahr starten. Klimawende von unten? Von wegen „geht nicht“!

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