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Umfrage: Mehrheit der Deutschen gegen Gentechnik an wilden Arten

Umweltinstitut München, Gene Drive, Mücke, Forderung, Gentechnik

Der Stop-Gene Drive-Kampagne haben sich Organisationen aus ganz Europa angeschlossen. Gemeinsam fordern wir ein globales Moratorium für die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen in die Natur.
Foto: Umweltinstitut München

(27.01.2021)  Eine deutliche Mehrheit der europäischen Bürgerinnen und Bürger ist dagegen, sogenannte Gene-Drive-Organismen in die Natur zu entlassen. Diese noch recht neue Technologie bringt genmanipulierte Tiere und Pflanzen, auch „Gene-Drives“ genannt, hervor, bei denen sich genetische Merkmale invasiv in wildlebenden Populationen ausbreiten (siehe Grafik). Das ergab die erste Meinungsumfrage zum Thema Gene-Drives. Die Umfrage zeigt eine hohe Ablehnung gegen die Anwendung dieser hochriskanten Gentechnikmethode. Sie legt zudem offen, dass ein großer Teil der Befragten noch kaum etwas über diese Technologie weiß. Neun Organisationen, darunter auch das Umweltinstitut, haben die repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Das Bündnis fordert die Aufklärung der Bevölkerung über die Risiken von Gene-Drives und ein weltweites Moratorium für deren Freisetzung in die Natur.

Was genau sind Gene Drives?

Die Entwicklung der Gen-Schere CRISPR/Cas hat Wissenschaftler:innen ein molekulares Werkzeug an die Hand gegeben, mit dem die Gene von Tieren und Pflanzen tiefgreifend verändert werden können. Durch CRISPR/Cas9 wurde die Erzeugung so genannter Gene-Drive-Organismen möglich. Diese noch recht neue Technologie bringt genmanipulierte Tiere und Pflanzen, auch Gene Drives genannt, hervor, bei denen sich genetische Merkmale invasiv in wildlebenden Populationen ausbreiten. Über die dominante Vererbung der gewünschten Merkmale wird es möglich, ganze Arten in der Natur gentechnisch zu verändern, sie zu ersetzen oder sogar auszurotten. Als Anwendungsbeispiele werden beispielsweise die Ausrottung von krankheitsübertragenden Insekten wie Malaria übertragenden Mücken oder landwirtschaftlichen Schädlingen wie der Kirschessigfliege diskutiert. Ebenfalls diskutiert wird die Beseitigung von Herbizidresistenzen, also der Unempflindlichkeit gegen bestimmte Ackergifte, bei unliebsamen Beikräutern. Die starke Beteiligung von Militärbehörden an der Forschung deutet darüber hinaus auf eine mögliche Verwendung als biologische Waffe hin.

Die Umfrageergebnisse im Detail

Die repräsentative Umfrage wurde vom internationalen Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt. Befragt wurden im Dezember letzten Jahres 8.826 Bürgerinnen und Bürger aus acht EU-Ländern (Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Polen, Dänemark, Schweden und Bulgarien). Die Mehrheit der befragten Deutschen (65 Prozent) stimmt einem globalen Anwendungsaufschub für Experimente mit der Gene-Drive-Technologie zu. Nur sieben Prozent der Befragten stehen dieser neuen Technologie positiv gegenüber. Ein im Ländervergleich überdurchschnittlich hoher Anteil von 21 Prozent der Deutschen sieht sich noch nicht in der Lage, eine abschließende Meinung über die Gene-Drive-Technologie zu bilden. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auf, dass aktuell noch zu wenig über die neue Gentechnikmethode bekannt ist.

Grafiken der Umfrageergebnisse für Deutschland (zum Vergrößern klicken)
Geplante Versuche mit genmanipulierten Mücken

Derzeit werden erste Feldversuche mit gentechnisch veränderten Gene-Drive-Mücken in Burkina Faso (westafrikanischer Staat) geplant. Hier soll getestet werden, ob diese Technologie die Anopheles-Mücke als Überträger von Malaria ausrotten kann. Es handelt sich dabei um hochriskante Experimente an unserer Umwelt, mit wahrscheinlich schwerwiegenden und irreversiblen Folgen für die afrikanischen Ökosysteme, die dortige biologische Vielfalt, die Gesundheit der Bevölkerung sowie die landwirtschaftlichen Systeme. Einmal freigesetzt, wären Gene-Drive-Mücken schwer zu kontrollieren, geschweige denn zurückzuholen. Eine weltweite Verbreitung, gerade von Organismen wie Mücken scheint höchst wahrscheinlich und könnte Ökosysteme auf der ganzen Welt dauerhaft und irreversibel schädigen. Wir brauchen deshalb unbedingt einen Stopp der bereits geplanten Freisetzungen von genmanipulierten Mücken!

Bündnis fordert globales Moratorium

Das Umweltinstitut München ist Teil eines Bündnisses von Organisationen in Europa und weltweit, mit dem Ziel, die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen in die Umwelt zu verhindern. Im Rahmen der europäischen Kampagne "Stop Gene Drive" fordern wir im Einklang mit der Entschließung des Europäischen Parlaments vom Januar 2020 die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, sich auf der bevorstehenden 15. Konferenz der Vertragsparteien des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt im Herbst 2021, für ein globales Moratorium für die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen in der Umwelt, einschließlich Feldversuchen, einzusetzen. Diese Forderung wird von 78 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus ganz Europa unterstützt und von über 200 Organisationen weltweit gestützt.

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