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Neue Umfrage zeigt: Mehrheit der Deutschen will strikte Regeln für neue Gentechnik


(14.10.2021)  Was erwarten die Menschen in Deutschland von der künftigen Bundesregierung, wenn es um Gentechnik in der Landwirtschaft geht? Dazu hat das Meinungsforschungsinstitut FORSA im Auftrag des Umweltinstituts deutsche Bundesbürger:innen befragt. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zeigen ganz klar: Eine große Mehrheit der Deutschen steht Gentechnik kritisch gegenüber und unterstützt unsere Forderungen an die Politik.

Ja zur Risikoprüfung von Gentechnikmethoden

Derzeit wird diskutiert, ob die vergleichsweise strenge Regulierung von Gentechnik für die Landwirtschaft für einige neuartige - noch nicht weiter definierte - Gentechnikmethoden gelockert werden soll. Der Forsa-Umfrage zufolge ist die große Mehrheit, nämlich 83 Prozent der Bundesbürger:innen dafür, dass alle Gentechnikmethoden - alte und neue - genau auf ihre Risiken hin überprüft werden. Vor allem den jüngeren Menschen unter 30 Jahren ist das wichtig.

Mit den neuen Gentechnikmethoden wie CRISPR/Cas, TALEN, Zinkfingernukleasen und der Oligonukleotid-gesteuerten Mutagenese kann noch tiefer in die DNA von Pflanzen und Tieren eingegriffen werden als es mit den "alten" Methoden möglich war. Mittels neuer Gentechnik können sowohl Gene aus anderen Arten eingeschleust als auch arteigene Gene „abgeschaltet“ werden. Es ist sogar möglich, völlig neuartige Organismen zu schaffen, indem die DNA Schritt für Schritt oder an mehreren Stellen gleichzeitig umgeschrieben wird.

Draufschreiben, was drin ist: Lebensmittel kennzeichnen

Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich laut der aktuellen Umfrage eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die mit neuen und alten Gentechnikmethoden hergestellt wurden. Die meisten erwarten, dass auch tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milchprodukte gekennzeichnet werden müssen, wenn sie von Tieren stammen, die mit genmanipuliertem Futter gefüttert wurden.

Nein zum Anbau genmanipulierter Pflanzen und zu genmanipulierten Tieren

Anders als in den 1980er bis 2000er Jahren wird mittlerweile auch die genetische Veränderung von Nutztieren und wildlebenden Arten in Betracht gezogen und bereits erforscht. Durch so genannte Gene Drives können Ökosysteme großflächig beeinflusst und ganze Arten gezielt ausgerottet werden. Welche Risiken damit für Mensch, Tier und Umwelt einhergehen, ist bisher weitgehend unerforscht und nicht abzusehen. Derzeit dürfen in Deutschland keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden und gentechnisch veränderte Nutztiere wie Schweine, Rinder und Hühner dürfen nicht gehalten werden. Auch Produkte, die aus gentechnisch veränderten Tieren hergestellt wurden, dürfen in Deutschland bisher nicht verkauft werden. All das könnte sich in Zukunft jedoch ändern, wenn die EU-Kommission sich dem Druck der Gentechnik-Industrie beugt.

Eine Mehrheit (60 Prozent) der befragten Bürger:innen ist der Ansicht, dass der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen – auch mit neuartigen Gentechnikmethoden in Deutschland weiterhin nicht erlaubt sein sollte. Wenn es um die gentechnische Veränderung von Tieren geht, fällt die Meinung noch sehr viel klar aus: 83 Prozent der Befragten haben sich dafür ausgesprochen, dass Gentechnik an Nutztieren in Deutschland weiterhin verboten sein soll.

Alle Fragen und Antworten im Überblick
Unsere Forderungen an die künftige Bundesregierung

Die Umfrage zeigt uns: Die Mehrheit der Deutschen will weder genmanipulierte Pflanzen auf den Feldern, noch genmanipulierte Tiere in den Ställen – und lehnt auch Genfood auf ihrem Teller ab!

Das in der EU herrschende Vorsorgeprinzip besagt: Gibt es ernsthafte oder plausible Anhaltspunkte für ein Risiko, so müssen diese Bedenken von den Herstellern erst einmal widerlegt werden – denkbare Belastungen oder Schäden müssen vermieden oder weitestgehend verringert werden. Wir fordern von der künftigen deutschen Bundesregierung, dass sie das Vorsorgeprinzip stärkt, anstatt der geplanten Aufweichung des strengen Gentechnikrechts tatenlos zuzusehen, oder schlimmer noch: es auch noch zu unterstützen.

Die künftige Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass alte wie auch neue Gentechnikmethoden in Zukunft rechtlich als Gentechnik gelten. Denn Gentechnik ist Gentechnik und muss als solche reguliert und gekennzeichnet werden – und zudem nachverfolgbar sein vom Hof bis auf den Tisch.

Die freie Wahl zu haben, was ich anpflanze, welche Tiere ich halte und welche Lebensmittel ich in meinen Einkaufskorb lege, ist ein hohes Gut. Dieses müssen wir unbedingt erhalten!

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