Vor Gericht wegen Kritik am Pestizideinsatz in Südtirol

Für seine Pestizid-Kritik auf der Anklagebank: Unser Agrarreferent Karl Bär (© Umweltinstitut / Jörg Farys)
(München/Bozen, 7.9.2020) Weil wir den hohen Pestizideinsatz in den Südtiroler Apfelplantagen öffentlich kritisiert haben, müssen wir uns vor Gericht verteidigen. Denn der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler und über 1300 LandwirtInnen begegneten unserer Kritik mit Strafanzeigen. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft in Bozen tatsächlich Anklage – am 15.9. beginnt der Strafgerichtsprozess.
Unser großes „Verbrechen“: Wir haben die unbequeme Wahrheit ausgesprochen, dass Südtirol ein Pestizidproblem hat. Jeder zehnte Apfel in Europa stammt aus der beliebten Urlaubsregion. Dieser intensive Obstbau geht mit einem massiven Pestizideinsatz einher.
Bis zu 20 Mal im Jahr wird in den Apfelplantagen gespritzt. Die Gifte verbreiten sich kilometerweit über die Luft und lassen sich sogar in Privatgärten innerhalb geschlossener Ortschaften und in abgelegenen Bergtälern noch nachweisen.
Darauf, dass der hohe Gifteinsatz nicht zum Image unberührter Natur passt, mit dem die Ferienregion so gerne wirbt, haben wir 2017 mit der „Pestizidtirol“-Kampagne im Stil der Südtiroler Tourismus-Werbung aufmerksam gemacht.
Pestizide sind in Südtirol offenbar nicht nur Gift für die Natur und die menschliche Gesundheit, sondern auch für die Meinungsfreiheit. Denn statt in den konstruktiven Austausch mit uns zu treten, zerrt Arnold Schuler jetzt unseren Agrarexperten Karl Bär wegen „übler Nachrede“ vor Gericht.
Neben ihm auf der Anklagebank: Alexander Schiebel, der Autor des Buchs und Films „Das Wunder von Mals“. Auch ihm wird vorgeworfen, die Südtiroler Landwirtschaft mit seiner Erzählung zur Geschichte des pestizidfreien Dorfs Mals diffamiert zu haben.
Doch die Wahrheit auszusprechen ist kein Verbrechen. Wir lassen uns keinen Maulkorb verpassen, denn wenn wir uns nicht zur Wehr setzen, wird unser grundlegendes Menschenrecht auf Meinungsfreiheit beschnitten.
Ausführliche Informationen und Hintergründe zur Klage finden Sie hier.
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