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Demo-Erfahrungsbericht: Wir haben es satt!

27.000 Menschen haben letzten Samstag für eine Agrarwende demonstriert. (Foto: Nick Jaussi)

(22.01.2020) Luis Frey absolviert gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) beim Umweltinstitut München. Am vergangen Samstag war er bei der großen „Wir haben es satt“-Demo in Berlin dabei. Hier berichtet er von seinen Eindrücken und Erfahrungen:

Hallo! Ich heiße Luis, bin neunzehn Jahre jung und habe mich entschieden nach meinem Abitur ein FÖJ beim Umweltinstitut abzuleisten. Quasi täglich beschäftigen mich hier Probleme, mit deren Auswirkungen meine Generation früher oder später zu kämpfen haben wird: Klimakrise, pestizidbelastete Nahrung und Atemluft, die mehr denn je ungewisse Zukunft unserer Nahrungsmittelproduktion. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich für meinen Teil kann wirklich behaupten: Ich habe es satt, wie unsere Zukunft aufs Spiel gesetzt  wird!

Als ich gefragt wurde, ob ich mitkommen wollte nach Berlin, um für eine Landwirtschaft zu demonstrieren, in der es nicht um kurzfristige Profite, sondern um gesunde, zukunftsfähige Nahrung geht, fiel mir die Zusage also nicht schwer.

Auf nach Berlin!

Am Abend des siebzehnten Januars befand ich mich schließlich zusammen mit rund 30 anderen FÖJlerInnen auf dem Weg nach Berlin. Normalerweise sind lange Busfahrten ja nichts, worauf man sich freuen kann, aber durch interessante Gespräche mit alten und neuen Gesichtern wurde selbst die Fahrt zum Event. Besonders begeistert war ich von der Offenheit und Kontaktfreudigkeit der Gruppe. Die Zeit verging wie im Flug bis wir am frühen Samstagmorgen an unserem Ziel ankamen: einer Turnhalle, in der wir das Wochenende über in Schlafsack und Isomatte nächtigen würden.

Bunt und laut

Nach einem erholsamen „Power Nap“ ging es auch schon los. Mit der S-Bahn fuhren wir zum Brandenburger Tor, wo uns allerlei buntes Treiben erwartete: verschiedene Tier-, Natur- und Umweltschutzorganisationen hatten für riesige Ballons und Banner gesorgt, LandwirtInnen lenkten ihre Traktoren mit Spruchschildern durch das Demogelände. Eigentlich überall traf man als Kuh, Biene, Pferd oder Maiskolben verkleidete TeilnehmerInnen an, die zur Live-Musik tanzten.

Die allgemein vorherrschende gute Stimmung und die mitreißende Motivation machten sich auch unter meinen KollegInnen vom Umweltinstitut und mir breit. Kaum hatten wir unseren Stand aufgebaut, kamen schon die ersten Interessierten und ließen sich auf anregende Gespräche und Diskussionen mit uns ein. Unterstützt wurden wir von freiwilligen HelferInnen, die mit uns Unterschriften für die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ sammelten. Nach einigen Kundgebungen und Reden startete der Demo-Umzug, dem ich mich gegen Ende auch anschloss. Gemeinsam mit der BUNDjugend reihten wir uns in eine schier endlose Schlange, die sich bunt, laut und tanzend durch die Berliner Innenstadt wühlte und für reichlich Aufmerksamkeit von PassantInnen und Medien sorgte.

Ein Wochenende, das ich nie vergessen werde

Nachdem wir wieder am Brandenburger Tor angekommen waren und sich die Abschlusskundgebung dem Ende neigte, packten wir unseren Stand zusammen und kehrten in die Unterkunft zurück. Dort aßen wir zu Abend und unterhielten uns mit FÖJlerInnen und anderen Aktiven aus ganz Deutschland bis spät in die Nacht. So ging also ein großartiger Demo-Ausflug zu Ende, den ich sicher nie vergessen werde.

Besonders bemerkenswert finde ich im Rückblick, dass auf der Demo so viele Menschen (wir waren 27.000!) unterschiedlichen Alters und Herkunft für das gleiche Ziel zusammenkamen und so aus einem gewaltigen Missstand ein positives Gemeinschaftserlebnis machten, das einem Hoffnung für eine nachhaltige Zukunft gibt.

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