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Stärkere Kontrolle von Pestiziden – jetzt mitmachen!

© Capri23auto | pixabay.com

(23.04.2019) Imkermeister Thomas Radetzki hat eine Bundestagspetition gestartet, die deutlich strengere Regulierungen bei der Zulassung von Pestiziden fordert. Bis zum 01. Mai 2019 müssen 50.000 Unterschriften zusammenkommen, damit die Petition eine öffentliche Anhörung beim Bundestag erhält.

Welche konkreten Forderungen die Petition an den Bundestag stellt, wie die Teilnahme funktioniert und warum jede Stimme zählt, haben wir Thomas Radetzki persönlich gefragt.

+++Update+++

(30.04.2019) Großartiger Erfolg: Heute hat die Bundestagspetition die für eine öffentliche Anhörung erforderlichen 50.000 Unterschriften überschritten. Wir danken allen, die dies mit ihrer Unterschrift ermöglicht haben.

Interview mit dem Initiator der Petition "Pestizidkontrolle Jetzt!"

Thomas Radetzki ist Imkermeister mit über 30 Jahren Berufserfahrung. Als Gründer und geschäftsführender Vorstand leitete er viele Jahre den Verein Mellifera, die Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung. Als Praktiker war er maßgeblich an der Entwicklung der Richtlinien für die ökologische Bienenhaltung beteiligt. Seit 2015 lebt er in Berlin und leitet dort die von ihm initiierte Aurelia Stiftung mit dem Motto „Es lebe die Biene!“.

Thomas Radetzki, Initiator der Petition

Thomas Radetzki, Initiator der Petition "Pestizidkontrolle Jetzt", Foto: © Tobias Gerber

Herr Radetzki, um was geht es bei Ihrer Petition „Pestizidkontrolle jetzt!“?

Pestizide zerstören die Artenvielfalt – sie vergiften insbesondere Insekten, auch die nützlichen Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge. Sie lagern sich in Böden und Gewässern ab und landen so auch in unserem Trinkwasser und unserer Nahrung. Trotzdem gelten Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft weiterhin als unverzichtbar und werden massenhaft auf den Äckern ausgebracht. So darf es nicht weitergehen! Mit der Bundestagspetition setze ich mich deshalb dafür ein, dass der Einsatz von Pestiziden strenger reguliert wird und die Risiken der Wirkstoffe im Zuge des Zulassungsverfahrens genauer überprüft werden. LandwirtInnen und BürgerInnen müssen sich künftig darauf verlassen können, dass Pestizide transparent und nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen geprüft werden. Dass das bisher nicht geschieht, ist skandalös und eine große Gefahr für Mensch und Umwelt.

Welche konkreten Forderungen stellen Sie mit der Petition an den Bundestag und die Bundesregierung?

Ich fordere eine grundlegende Reform der Zulassungsverfahren von Pestiziden – und zwar auf Bundes- und EU-Ebene. Das gesetzlich festgeschriebene Vorsorgeprinzip muss konsequent angewendet werden. Indirekte und langfristige Umweltbelastungen dürfen nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden, sondern müssen unter Realbedingungen untersucht und von unabhängigen Instituten bewertet werden.

  • Subletale Effekte, die unter anderem das Nerven- und Immunsystem der Bienen schädigen und zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen führen, müssen seriös untersucht und in den Zulassungsverfahren berücksichtigt werden.
  • Pestizid-Anreicherungen in Grundwasser und im Boden müssen geprüft werden.
  • Pestizid-Zusatzstoffe müssen ebenfalls in die Sicherheitsprüfung einbezogen werden.
  • Wechselwirkungen der Pestizide untereinander müssen berücksichtigt werden.
  • Sicherheitsprüfungen sollen - anders als bisher - von unabhängigen Laboren und wissenschaftlichen Fachgremien durchgeführt werden.
  • Prüfungen von Pestiziden müssen unter Realbedingungen und nicht nur im Labor stattfinden.

Sie sind selbst erfahrener Imker. Was hat Sie bewegt, die Petition zu starten?

Während meiner Zeit als Imkermeister in Süddeutschland musste ich immer wieder Entwicklungsstörungen sowie Orientierungslosigkeit und andere Verhaltensstörungen meiner Bienen durch Pestizideinwirkungen hinnehmen. Es empört mich, dass ähnlich wie beim Dieselskandal oder beim Thema Klimawandel die inzwischen hinlänglich wissenschaftlich dokumentierten Umweltschäden durch Pestizide nicht zu angemessenen politischen Konsequenzen führen, wie sie die europäische Pestizidverordnung eigentlich vom Gesetzgeber fordert. Deshalb richte ich meine Petition auch direkt an den Bundestag.

Wer kann alles an der Petition teilnehmen und wie ist der Ablauf?

Das Schöne an einer Bundestagspetition ist:  Menschen jeden Alters und jeder Nationalität – also auch SchülerInnen und Menschen ohne deutschen Pass – können sich beteiligen und ihre Unterschrift abgeben. Es braucht nur eine E-Mail-Adresse und eine Wohnanschrift, um sich auf der Petitionswebseite des Bundestags zu registrieren. Damit zu meiner Petition im Bundestag eine Anhörung stattfindet, müssen 50.000 Unterschriften bis zum 01. Mai 2019 zusammenkommen. Das Unterzeichnen ist ganz einfach und dauert nur wenige Minuten. Aktuell haben rund 29.356 Menschen (Stand: 26.04.19) die Petition unterschrieben. Das reicht aber bei Weitem noch nicht! Deswegen hoffe ich, dass wir die Petition gemeinsam weiter bekannt machen und zum Erfolg führen können!

Jetzt mitmachen – Jede Stimme zählt!

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