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Slowakei: Schrott-Reaktor vor dem Betriebsstart

Das Atomkraftwerk Mochovce (Foto: GLOBAL 2000)

Das Atomkraftwerk Mochovce (Foto: GLOBAL 2000)

(26.03.2019) Mit den Blöcken 3 und 4 am slowakischen Standort Mochovce könnte erstmals nach der Fukushima-Katastrophe 2011 in Europa wieder ein Atomkraftwerk (AKW) in Betrieb genommen werden. Die Reaktorblöcke befinden sich seit 34 Jahren im Bau, die Technik aus den 1970er Jahren ist völlig veraltet, es gibt Probleme an der Baustelle und moderne Sicherheitsstandards können nicht eingehalten werden. Gegen den Betriebsstart von Block 3 im Juli wird nun die österreichische Regierung aktiv. Auch die Bundesregierung sollte sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass das Kraftwerk nicht in Betrieb genommen wird.

Nach über 20 Jahren wiederbelebt

Das AKW am Standort Mochovce in der Slowakei liegt knapp 400 Kilometer von Deutschland entfernt. Der Bau wurde 1978 in der damals kommunistischen Tschechoslowakei beschlossen und begann 1985. Die ersten beiden Blöcke gingen 1998 und 2000 ans Netz. Die Blöcke 3 und 4 wurden jedoch aus wirtschaftlichen Gründen zunächst nicht fertiggestellt und wurden 1993 zur Bauruine. Erst im Jahr 2008 – im Zuge der Übernahme des slowakischen Energiekonzerns Slovenské Elektrárne durch den italienischen Konzern ENEL – wurde der Weiterbau beschlossen. Die grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung hierzu war jedoch zutiefst intransparent und verstößt damit gegen internationales Recht. Die österreichische Umweltorganisation GLOBAL 2000 hat deswegen Klage eingereicht, das Verfahren läuft noch.

Aus Fukushima nichts gelernt

In Europa gingen zuletzt die Atomkraftwerke Temelin (2002) und Chernavoda (2007) ans Netz. Mochovce wäre die erste AKW-Inbetriebnahme in Europa nach der Atomkatastrophe in Fukushima im Jahr 2011. Dabei ist der technische Zustand des völlig veralteten Generation II-Reaktors aus Sowjetzeiten eine einzige Farce. Die heute übliche Sicherheitsauslegung gegen den Absturz eines Verkehrsflugzeugs kann niemals erreicht werden. Whistleblower, die Vereinigung der Betreiber von Nuklearanlagen (WANO) und selbst die slowakische Aufsichtsbehörde bestätigen die bautechnischen Mängel und Risiken.

Doch trotz der Warnung von Umweltorganisationen, enormer Verzögerungen und Kostenexplosionen in Milliardenhöhe geht das Projekt nun in die heiße Phase. Mitte des Jahres soll der Reaktorblock 3 in Betrieb gehen. Bereits im Juni dieses Jahres will Slovenské Elektrárne erstmals Brennelemente in den dritten Reaktor am Standort Mochovce laden.

Sicherheitsdebatte kommt ins Rollen

In der Europäischen Union sind die Mitgliedstaaten souverän in der Entscheidung, Atomkraftwerke zu betreiben. Um die Sicherheit nuklearer Anlagen in der EU zu verbessern, wurde aber die Gruppe der Europäischen Atomaufsichten (ENSREG) gegründet. Spätestens auf dem nächsten Treffen im Juni, einen Monat vor der geplanten Inbetriebnahme, müssen sich die slowakische Regierung und die slowakische Atomaufsicht der Sicherheitsdebatte stellen. Noch kann auf die gravierenden Bedenken vieler IngenieurInnen und technischer ExpertInnen gegen die Inbetriebnahme des Reaktors reagiert und dem Betreiber die Inbetriebnahme untersagt werden.Die österreichische Regierung ist mit einem Ministerratsbeschluss vom 13. März 2019 bereits aktiv geworden. Auch die deutsche Bundesregierung sollte sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass das Kraftwerk nicht in Betrieb genommen wird.

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