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Stürmische Zeiten

Gewitter (Foto: Hanno Rathmann)

Gewitter (Foto: Hanno Rathmann)

(11. Juni 2018) Seit einigen Jahren suchen uns im Sommerhalbjahr vermehrt gewittrige Starkregen heim, so auch in den vergangenen Wochen. Kaum eine Region Deutschlands blieb von den Unwettern verschont. Dachbrände durch Blitzeinschlag, geflutete Keller, Zugausfälle, überschwemmte Autobahnen, Verletzte und zwei Tote – die Liste der Schäden und menschlichen Tragödien ist lang.

Wärmere Luft = mehr Niederschlag

Die starken Gewitter stehen in engem Zusammenhang mit den sich überschlagenden Hitzerekorden, die wir in den letzten Jahren erleben. Auch dieses Jahr war der Mai der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Aufgrund der Clausius-Clapeyron-Gleichung sorgt die globale Erwärmung gleichzeitig für eine Zunahme der extremen Unwetter. Die Gleichung besagt, dass ein Grad wärmere Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Durch den Klimawandel ist der Wasserdampfgehalt weltweit um rund fünf Prozent angestiegen. Bei einem Gewitter steigt die Luft auf, der Wasserdampf kondensiert und setzt latente Wärme frei. Je mehr Feuchtigkeit vorhanden ist, desto mehr Energie entlädt sich in dem Unwetter. So kommt es, dass Gewitter durch den Klimawandel nicht notwendigerweise häufiger, aber niederschlagsreicher und heftiger werden.

Forschungen des Karlsruher Instituts für Technologie haben ergeben, dass das Hagel- und Gewitterpotenzial in großen Teilen Deutschlands bereits seit den 1980er Jahren klimawandelbedingt zunimmt. Der letzte Weltklimabericht des IPCC kommt zu dem gleichen Ergebnis. Für Starkregenereignisse hat eine in der Zeitschrift Climatic Change veröffentlichte Studie gezeigt, dass die Zahl der Rekorde ab 1990 statistisch signifikant wird. In Nordeuropa traten demnach im Jahr 2010 fünfzig Prozent mehr Starkregenrekorde auf als dies in einem stabilen Klima der Fall wäre. Der Deutsche Wetterdienst bestätigt diesen Trend. Diese treten wiederum – so zeigen andere Studien – vor allem in Kombination mit kurzen Stürmen auf, so dass gleichzeitig die Gefahr von Sturzfluten gestiegen ist.

Statischere Großwetterlagen wirken verheerender

Tropische Stürme wie Sandy, Haiyan oder Harvey sind ebenfalls Produkte der beschriebenen physikalischen Gegebenheiten. Auch Hurrikane und Taifune bringen durch den Klimawandel größere Regenmengen und mehr Energie mit. Gleichzeitig schwächt die globale Erwärmung die Luftzirkulation in den Tropen ab, wie eine aktuelle Studie der US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre NOAA herausgefunden hat. Dadurch werden die Wirbelstürme langsamer weitergetragen. Ihre Wirkung an einem gegebenen Ort ist so wesentlich verheerender. Hurrikan „Harvey“ war letztes Jahr ein solcher Fall: Er verweilte fünf Tage lang über Houston (Texas), überschwemmte zahlreiche Stadtviertel und forderte 93 Menschenleben.

Auch für Europa wurde bereits mehrfach durch Forschung bestätigt, dass Hochdrucklagen und Tiefdruckgebiete wochenlang erhalten bleiben. Dann erleben wir starke Hitzewellen und Dürren oder aber Starkregen und Überschwemmungen. Beide Phänomene bedrohen das Leben von Menschen, vor allem in Gebieten, die bisher nicht über die entsprechende Erfahrung und Infrastruktur verfügen. Gleichzeitig sind sie ein Problem für die Volkswirtschaft als Ganzes: Sie verursachen für Haushalte, Landwirtschaftsbetriebe und handwerkliche sowie industrielle Produktionsstätten Kosten in Millionenhöhe. Je weiter sich unser Planet erwärmt, desto mehr wird sich diese Entwicklung verstärken – auch in eigentlich trockenen Regionen.

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