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Studie: Dutzende Pestizide im Klassenzimmer

Sogar in Schulen werden Ackergifte gefunden. Fotos: Herrndorff; bllakadife, beides Fotolia

Sogar in Schulen werden Ackergifte gefunden. Fotos: Herrndorff; bllakadife, beides Fotolia

(17.10.2018) Pestizide landen nicht nur dort, wo sie eingesetzt werden. Durch Wind oder Verdunstung gelangen die Ackergifte auch auf benachbarte Äcker, in Gärten und Gewässer oder – wie nun eine neue Untersuchung aus Belgien zeigt – auch auf Spielplätze und sogar in Schulen.

Zu diesem Ergebnis kamen ForscherInnen der Universität Lüttich, die die Pestizid-Belastung von Schulen in ländlichen Gebieten der belgischen Wallonie untersuchten. In einem Klassenzimmer wurden 39 verschiedene Pestizidwirkstoffe gefunden, im Durchschnitt waren es etwa 30 verschiedene Pestizide. Auch auf Spielgeräten in den Pausenhöfen wurden die ForscherInnen fündig: Durchschnittlich konnten auf den Geräten 20 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen werden. 

Zwar sind die Pestizid-Mengen, die gefunden wurden, eher gering. Doch die ForscherInnen wiesen darauf hin, dass Menschen Pestiziden auch über andere Wege ausgesetzt seien, wie etwa über Lebensmittel. Durch die verschiedenen Expositionswege steige die Belastung. Außerdem sei immer noch viel zu wenig über den sogenannten „Cocktail-Effekt“ bekannt. Dieser besagt, dass sich die Schädlichkeit von Pestiziden erhöhen kann, wenn sie in Kombination miteinander auftreten.

Schutz für die Bevölkerung

Um die Bevölkerung besser vor Pestiziden zu schützen, soll in der Wallonie nun während der Öffnungszeiten künftig nur noch mit einem Abstand von 50 Metern zu Schulen und Kitas gespritzt werden dürfen. Ob dieser Abstand ausreicht ist fraglich, denn über Abdrift werden Pestizide zum Teil sehr weit verbreitet. Außerdem konnten viele Pestizide auch 24 Stunden nach der Ausbringung nachgewiesen werden. Dadurch wird deutlich, dass es nicht ausreicht, nur während der Schulzeiten auf das Spritzen von Ackergiften zu verzichten.

Doch immerhin wurden in Belgien überhaupt Daten erhoben, die es ermöglichen Probleme zu erkennen, die mit dem Einsatz von Pestiziden verbunden sind. Und anstatt diese Probleme kleinzureden, wird nach Lösungen gesucht.

Situation in Deutschland

In Deutschland gibt es derzeit keine Datenerhebungen zur Pestizid-Belastung in Schulen oder auf Spielplätzen. Es ist aber zu erwarten, dass bei ähnlichen Untersuchungen auch ähnliche Ergebnisse herauskommen würden.

Denn die in Deutschland geltenden Abstandsregelungen sind für einen Schutz vor Pestiziden völlig unzureichend. In Flächenkulturen (also auf Äckern) muss lediglich ein Abstand von zwei Metern und in Raumkulturen (z. B. im Obstbau) ein Abstand von nur fünf Metern von der mit Ackergiften behandelten Fläche zu Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, eingehalten werden. Das bedeutet, dass in unmittelbarer Nähe von Schulen, Spielplätzen und Parks jederzeit Pestizide eingesetzt werden dürfen.

Abdrift entsteht beim Spritzen von Pestiziden bei Wind und an sonnigen, warmen Tagen, oder durch fehlerhafte Ausbringung. Obwohl es Regeln gibt, die Abdrift vermeiden sollen, kommt sie immer wieder vor. Wirklich vermeiden lässt sich Abdrift nur, wenn keine Pestizide mehr eingesetzt werden. Das es trotzdem möglich ist, Landwirtschaft zu betreiben, zeigen Ökobetriebe jeden Tag aufs Neue.

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