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Leserbriefaktion: Neue Bienengifte im Anflug

Bild: Olaf Kosinsky/Skillshare.eu, verändert durch Umweltinstitut

(06.04.2018) Die EU – Kommission möchte drei besonders gefährliche Insektengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide im Freiland verbieten. Es gilt als wahrscheinlich, dass eine Mehrheit der Mitgliedstaaten den Vorschlag unterstützt, auch wenn die deutsche Bundesregierung noch zögert. Doch gleichzeitig drängen neue, kaum weniger gefährliche Wirkstoffe auf den Markt: Sulfoxaflor, Cyantraniliprol und Flupyradifuron. Das Umweltinstitut warnt seit Jahren vor den neuen Insektengiften. Mit einer Leserbriefaktion wollen wir sie jetzt in der breiten Öffentlichkeit bekannt machen.

Wir ziehen vor Gericht

Die drei neuen Wirkstoffe haben in den Jahren 2015 und 2016 eine Genehmigung auf EU-Ebene bekommen. Doch bevor Mittel mit den Wirkstoffen eingesetzt werden dürfen, müssen die konkreten Mischungen in den einzelnen Mitgliedstaaten zugelassen werden. In Frankreich kassierte ein Verwaltungsgericht Ende 2017 die Zulassung eines Sulfoxaflor-haltigen Pestizids wegen seinen Gefahren für Mensch und Biene. Doch Schritt für Schritt lassen immer mehr Staaten Mittel mit den neuen Giften zu.

In Deutschland ist noch kein Pestizid mit einem der drei neuen Gifte zugelassen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verweigert uns seit über einem Jahr eine Auskunft darüber, ob überhaupt Anträge auf eine Zulassung von Mitteln mit Flupyradifuron und Cyantraniliprol in Deutschland vorliegen. Schon die Information darüber, ob es einen solchen Antrag gibt, wertet die Behörde als Geschäftsgeheimnis der Herstellerfirmen.

Am 12. April treffen wir uns nach über einem Jahr mit dem Bundesamt vor dem Verwaltungsgericht in Braunschweig, um unser Recht auf Informationen durchzusetzen. Doch Ende März hat die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zugegeben, dass nicht weniger als sieben Anträge für Mittel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprol vorliegen und einer davon in naher Zukunft entschieden wird. Die Regierung zeigt damit deutlich, dass die europaweit einmalig restriktive Rechtsauffassung ihrer eigenen Behörde falsch ist.

Das Pestizid-Karussell dreht sich weiter

Kurz vor Ostern meldeten sich WissenschaftlerInnen aus sieben europäischen Ländern, darunter bekannte Namen wie der Bienenforscher Prof. Randolf Menzel (Freie Universität Berlin) und der Hummelexperte Prof. Dave Goulson (University of Sussex), zu Wort. Sie beschreiben die Pestizid-Regulierung als Karussell, das sich immer im Kreis dreht:

Seit 60 Jahren drehen wir uns im Pestizid-Karussell. Immer wieder kommen neue Generationen von Pestiziden auf den Markt und werden ein oder zwei Jahrzehnte später verboten, wenn sich die Umweltschäden zeigen, die sie anrichten. Jedes Mal werden sie durch etwas Neues ersetzt und jede neue Gruppe Chemikalien bringt neue, unerwartete Probleme. Es ist bemerkenswert, dass wir Menschen trotz unserer Intelligenz denselben Fehler immer und immer wieder machen können.

Das „Pestizid-Karussell“ dreht sich munter weiter. Während Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin demnächst hoffentlich endlich verboten werden, drohen mit Sulfoxaflor, Cyantraniliprol und Flupyradifuron neue Gefahren für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Eine wirkliche Erholungspause für die Natur ist nicht geplant.

Machen Sie mit bei unserer Leserbriefaktion

Wir müssen das Pestizid-Karussell jetzt anhalten. Doch die breite Öffentlichkeit ahnt nicht, dass schon neue Insektengifte in den Startlöchern stehen, um die Neonicotinoide zu ersetzen. Helfen Sie uns, das zu ändern: Wir haben einen Entwurf für einen Leserbrief geschrieben, mit dem Sie die neuen Gifte in die Zeitungen bringen und so bekannt machen können.

Das Insektensterben, die Diskussion um Neonicotinoide in der EU und das geplante Aktionsprogramm Insektenschutz der neuen Bundesministerinnen Klöckner und Schulze sind zur Zeit ständig in den Medien. So bieten sich genügend Anknüpfungspunkte für Leserbriefe, die viele Menschen erreichen und den JournalistInnen zeigen, dass es sich lohnt, hier weiter zu recherchieren.

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