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Naturschutzamt fordert Glyphosat-Ausstieg

Hier blüht es auf dem Acker; Bild: flickr, Fred Schulenburg

(01.02.2018) Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) empfiehlt zum Erhalt der Artenvielfalt den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Nutzung von Glyphosat und anderen Pestiziden mit ähnlicher Wirkung. Das ist ein guter Schritt hin zu einer umweltverträglicheren Landwirtschaft. Die Bundesregierung muss dieser Empfehlung jetzt nur noch folgen. Die Zeit drängt!

BfN warnt vor Glyphosat-Auswirkungen

Das BfN warnt in seinem Positionspapier vor allem vor der indirekten (nicht direkt tödlichen) Wirkung von Glyphosat auf die Artenvielfalt. Dadurch, dass das Ackergift alle grünen Pflanzen abtötet, hat es auch Einfluss auf blütenbesuchende oder pflanzenfressende Insekten, die auf bestimmte Wildkräuter spezialisiert sind. Denn ihnen wird durch die fehlenden Wildkräuter die Nahrungsgrundlage entzogen.

Dieses Problem wird durch die Intensivierung der Landwirtschaft noch um ein Vielfaches verstärkt. Die fehlenden Insekten führen wiederum zu einem Rückgang von Tierarten, denen diese als Nahrung dienen. Dazu gehören vor allem Vögel und kleine Säugetiere.

Auch auf Honigbienen hat Glyphosat indirekte Auswirkungen: Sind die Bestäuber höheren Dosen Glyphosat ausgesetzt, wird ihr Orientierungs- und Navigationsverhalten gestört. Das Herbizid beeinträchtigt außerdem die Aktivität und Fortpflanzung von Regenwürmern, denen eine enorm wichtige Rolle für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit zukommt. Glyphosat hat außerdem negative Auswirkungen auf Nützlinge wie Florfliegen und Spinnen. Ihre Lebensdauer und Fruchtbarkeit verringert sich. Tödliche Wirkung hat Glyphosat vor allem auf Amphibien. Aber auch Ackerwildkrautarten selbst zählen zu den am stärksten gefährdeten Artengruppen in Europa.

Das Amt bemängelt, dass die indirekten Auswirkungen von Pestiziden auf die Umwelt bisher bei den Zulassungsverfahren viel zu wenig berücksichtig werden, obwohl sie eigentlich Teil des Prüfverfahrens sind.

Artensterben bleibt nicht ohne Folgen
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt

Landwirtschaftsminister Schmidt hat auf EU-Ebene für Glyphosat gestimmt; Bild: Thomas Lother

Das BfN weist in seinem Papier drauf hin, dass vor allem Insekten und Regenwürmer von großer Bedeutung für eine funktionierende Landwirtschaft sind. Viele Insekten - aber auch Vögel - sind natürliche Gegenspieler von Schädlingen. Insekten bestäuben außerdem rund 1/3 unserer Kulturpflanzen. Regenwürmer sind wichtig für die Bodenfruchtbarkeit. Wenn sie verschwinden hat auch der Mensch ein ernsthaftes Problem, den er gefährdet seine eigenen Lebensgrundlagen.

Doch das Amt hat auch erkannt, dass nicht allein der Einsatz von Glyphosat das massive Artensterben verursacht, sondern auch der Einsatz anderer Pestizide. Da Glyphosat mit jährlich 5000 Tonnen jedoch das am häufigsten eingesetzte Pestizid ist, hat es laut BfN den größten Anteil am Artensterben.

Empfehlungen des BfN

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) empfiehlt zum Erhalt der Artenvielfalt den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Nutzung von Glyphosat und anderen Pestiziden mit ähnlicher Wirkung. Bis dahin soll die Anwendung maximal eingeschränkt werden.  

Dazu empfiehlt das BfN unter anderem:

  • den Einsatz von Glyphosat in Natur- und Wasserschutzgebieten zu verbieten
  • eine Abgabe auf Pestizide
  • Betriebe, die Glyphosat nutzen müssen Ausgleichsflächen ohne Pestizidbehandlung nachweisen können
  • ein komplettes Verbot der Vorerntebehandlung

Die vom BfN empfohlenen Maßnahmen sind ein guter Schritt in die richtige Richtung. Doch um das Artensterben aufzuhalten, werden diese Maßnahmen alleine nicht ausreichen. Es müssen dringend weitere Schritte in die Wege geleitet werden, die eine umweltverträgliche pestizidunabhängige Landwirtschaft zum Ziel haben. Die Zeit drängt!

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