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Bienensterben: Geheimniskrämerei um Sulfoxaflor

Stark geschwärzte Studien geben kaum Rückschlüsse auf Inhalte. Bild: Denise Johnson, unsplash

Stark geschwärzte Studien geben kaum Rückschlüsse auf Inhalte. Bild: Denise Johnson, unsplash

(24.10.2018) Nach dem Debakel um die Wiederzulassung von Glyphosat Ende 2017 wollte die EU-Kommission den Zulassungsprozess von Pestiziden eigentlich transparenter gestalten. Eine Anfrage des Umweltinstituts zur Schädlichkeit von Sulfoxaflor für Bestäuber zeigt allerdings, dass aus diesem Vorhaben bisher noch nichts geworden ist.

Das Insektengift Sulfoxaflor wurde bereits 2015 auf EU-Ebene zugelassen – und das obwohl der Herstellerkonzern DowAgroSciences wichtige Unterlagen über die Auswirkungen auf Bestäuber noch gar nicht geliefert hatte. Auf Order der Europäischen Kommission reichte der Konzern die Informationen in Form mehrerer Studien inzwischen zwar nach, über deren Inhalt ist der Öffentlichkeit jedoch nichts bekannt. Das Umweltinstitut bat die EU-Kommission deshalb, die Studien herauszugeben. Die Kommission verweigert dies jedoch vehement. Schließlich seien die Inhalte Geschäftsgeheimnisse des Herstellerkonzerns.

Besonders brisant ist diese Geheimniskrämerei, weil Sulfoxaflor schon in mehreren Mitgliedstaaten zur An­wendung kommt. Ist ein Wirkstoff erstmal auf EU-Ebene genehmigt, können die Mitgliedstaaten fertige Pestizidmischungen genehmigen, die diesen Wirkstoff enthalten. Auch in Deutschland liegen mindestens drei Anträge auf Zulassung von sulfoxaflorhaltigen Pestizidmischungen vor.

                                           ++++ UPDATE ++++

(31.10.2018) Damit hat die Kommission wahrscheinlich nicht gerechnet: Jemand hat uns die ungeschwärzten Studien zugespielt! Damit wendet sich das Blatt. Endlich können wir überprüfen, wie gefährlich Sulfoxaflor für Bienen, Hummeln und andere Insekten ist – beziehungsweise ob die von der Industrie eingereichten Studien überhaupt geeignet sind, dies festzustellen. Dazu wollen wir jetzt einen unabhängigen Wissenschaftler beauftragen.

Doch die Zeit drängt, denn fast gleichzeitig mit den Studien hat uns eine weitere Nachricht erreicht: Die Genehmigung von Pestizidmischungen mit Sulfoxaflor in Deutschland rückt näher. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) befinden sich die „gestellten Anträge in der Abschlussbewertung“. Sulfoxaflor könnte also schon bald auf unseren Äckern landen – mit ungeahnten Folgen für unsere Bestäuber.

Gefahr für Bestäuber

Da Sulfoxaflor denselben Wirkmechanismus wie die drei Neonicotinoide aufweist, deren Einsatz im Freiland Ende April 2018 EU-weit verboten wurde, besteht die Befürchtung, dass der Wirkstoff für Bienen und andere Bestäuber ähnlich gefährlich ist. ForscherInnen der Royal Holloway University of London konnten außerdem nachweisen, dass Sulfoxaflor Hummeln schädigt.

Ziel des Umweltinstituts war es, einen unabhängigen Experten mit einer Einschätzung der Studien zu beauftragen, um so überprüfen zu können, wie gefährlich Sulfoxaflor für bestäubende Insekten ist – und ob die Studien überhaupt dazu geeignet sind, dies festzustellen.

Geschwärzte Zusammenfassung

Nach einer langen Auseinandersetzung mit der Kommission erhielt das Umweltinstitut schließlich eine Zusammenfassung der Studien. Die ist jedoch stellenweise so stark geschwärzt, dass sich so gut wie keine Rückschlüsse auf die Studieninhalte ziehen lassen. Es ist absurd genug, dass Pestizidhersteller Untersuchungen zur Gefährlichkeit ihrer eigenen Produkte selbst schreiben. Dass diese Ergebnisse dann noch nicht einmal wissenschaftlich überprüft werden können, weil sie geheim sind, treibt das Ganze auf die Spitze.

Diese Praxis muss sich endlich ändern. Die Kommission darf die kommerziellen Interessen der chemischen Industrie nicht länger über das Recht auf Zugang zu wichtigen Umweltinformationen stellen.

Protestieren Sie jetzt gegen die Zulassung von Sulfoxaflor und zwei weiteren neuen Insektengiften:

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